Gemeinsam gegen Abschiebungen nach Sierra Leone

Gemeinsam mit zahlreichen anderen Gruppen sind wir am Samstag mit 400 Menschen erneut durch die Innenstadt gezogen um der menschenverachtenden Politik der Abschiebung und Abschottung Europas geeint entgegenzustehen.
Die europäischen Staaten, unter ihnen Deutschland, nutzen ihre Macht in vieler Hinsicht perfide aus. Ein Beispiel ist das militante Vorgehen an den Außenlinien Europas. Was hier stattfindet ist die brutale “Sicherung” von Grenzen, nur für den Schutz eigener Interessen.
Doch das ist nicht Deutschlands einziges Vergehen, es ist nur eine Folge anderen, westlich verschuldeten, Unrechts.
Wie auch in Sierra Leone haben Europäische Staaten vor Ort immer ihre Finger mit im Spiel – vor allem dann wenn es um Rohstoffvorkommnisse geht. Ausländische Unternehmen profitieren enorm von dem Abbau der Metalle, Erden und Mineralien, während die ansässige Bevölkerung von ihren eigenen Ackerländern vertrieben wird und dann gezwungen ist für einen Hungerlohn in den Minen zu arbeiten. Viele Menschen werden also in Folge von Rohstoffausbeutung und der damit einhergehenden Blockade des Landwirtschaftlichen Arbeitens in die Migration gezwungen. Diese Mitwirkung der EU und Deutschlands haben wir in einer Rede ausgedrückt.
Die Menschen, die es geschafft haben ihre, oft lebensgefährdende Flucht zu überstehen, die  Grenzpolizist:innen und Push-Backs zum Trotz dieses Land erreicht haben – dann werden ihnen hier neue Steine in den Weg gelegt.
In wütenden Sprechchören zeigten wir uns solidarisch mit den Geflüchteten aus Sierra Leone.
Wir müssen weiterhin dort rütteln wo die Ungerechtigkeiten entstehen. Wir müssen uns unaufhaltsam gegen eine inhumane Politik auflehnen. Wir müssen zusammenstehen.
Die Forderungen der Geflüchteten die auf der Demo ausgedrückt wurden:
→ Das Ende aller Abschiebungen nach Sierra Leone und überall anders hin.
→ Keine weiteren intransparenten und rassistischen Botschaftsanhörungen sowie die Offenlegung der Ergebnisse bilateraler Verhandlungen sowie die dazu benötigten finanziellen Aufwendungen.
→  City-Asyl in München: Wir fordern die Stadt München dazu auf, alles dafür zu tun, um lokalen Schutz gegen Abschiebungen zu garantieren.
→  Das Bleiberecht und die damit einhergehende Gewissheit nach all den Jahren bleiben zu dürfen.
→  Das ermöglichen von Teilhabe an der Gesellschaft durch das Recht auf Arbeit.
→  Wir fordern Versammlungsfreiheit ohne Nachspiel und die daraus hervorgehende sanktionsfreie Rückkehr in unsere kommunalen Unterkünfte.

Böse Überraschung für Burschenschaftler!

Allemannia, Stauffia, Danubia, Cimbria. 4 ‘schlagende’ Burschenschaften, die rechtesten Münchens. Sie bieten Neonazis Wohnraum und Netzwerke, vertreten aber auch selbst offen völkische und rassistische Ideologien. Nicht zu vergessen natürlich auch die krasse Frauenfeindlichkeit, der reinen Männervereine, die Frauen nur als nettes Accessoir auf ihren Veranstaltungen dulden.

Veranstaltungen wie zum Beispiel Vorträge von FPÖ-nahen Dozenten, so wie letzten Freitag. Und als fleißiger Burschenschaftler geht man da natürlich hin, bildet sich fort, klar. Und wenn alle unterwegs sind ist niemand daheim, zumindest niemand der uns bemerkt hätte, als wir den Verbindungshäusern Allemania und Danubia einen kleinen Besuch abstatteten. 
Mit Sprühkreide, Schildern und Flyern entlarvten wir die Rechten mal wieder in ihrer Nachbarschaft als das was sie sind: Sexisten & Nazis! 
In Anbetracht der psychischen und physischen Gewalt die typischerweise von Rechten gegenüber Frauen ausgeübt wird, wollen wir an diesem Punkt besonders auf die diesjährige Demo gegen Gewalt an Frauen hinweisen, die diesen Samstag, am 27.11. Um 14:30 am Josephsplatz startet. Wir sehen uns auf der Straße!

Nachbericht: Nieder mit der Festung Europa _ Solidarität mit den Geflüchteten an der polnischen Außengrenze!

Wir waren gestern auf der Straße um gegen das menschenfeindliche Vorgehen an der polnischen Außengrenze zu demonstrieren. Mit rund 80 Menschen haben wir lautstark und kämpferisch ein Zeichen gegen die Geflüchtetenpolitik der EU gesetzt. An der polnischen Außengrenze wird aktuell Hunderten, kurz vor dem Ende ihrer Reise, ihrer Flucht, die Chance auf Sicherheit genommen wird. Die eiskalten Nächte in den polnischen Wäldern sind extrem kräftezehrend und endeten in einigen Fällen tödlich. Illegale Push-backs machen das Vorrankommen zusätzlich zu einer unmenschlichen Tortur.

Auslöser dieser sich anbahnenden inhumanen Katastrophe ist zum einen der Machtstreit zwischen Belarus und der EU aufgrund der von der EU verhangenen Sanktionen, welcher auf dem Rücken tausender Geflüchteter ausgetragen wird, aber allem voran die erbarmungslose und permanent geführte Abschottungspolitik Europas, deren wirtschaftliches Nutzen vor allem die EU-Innenstaaten, allen voran Deutschland haben.


In mehreren Reden wurde die Rolle Deutschlands beim Namen genannt und Bleiberecht für alle gefordert. Auch die kämpfenden Geflüchteten aus Sierra Leone, die seit mehreren Wochen ein Protestcamp in München abhalten, trugen ihre Forderungen mit dem Megaphon und zwei Reden auf die Straße.
Dadurch wurde internationale Solidarität direkt in der Praxis umgesetzt und Themen in einem gemeinsamen Kampf verbunden!

Wir werden die EU weiterhin nicht mit ihrer mörderischen Politik in Ruhe lassen und gegen jede Abschiebung kämpfen! Solidarität mit den Geflüchteten an der polnischen Grenze, hier in München und auch überall!
Nieder mit der Festung Europa!

Kein Platz für Rechte Hetze in unserer Stadt! Solidarität mit den Geflüchteten an der polnischen Außengrenze!

Am Montag, den 05.11. 21, wurde kurzfristig unteranderem von der AFD auf verschiedensten Telegram Kanälen für eine Kundgebung mit dem Titel “Danke Polen – Solidarität mit den polnischen Grenzschützern!” vor dem Generalkonsulat der Republik Polen in München mobilisiert. Eine Gruppe Antifaschist*innen sammelte sich, um dieses rassistische Treiben zu verhindern. Während der neugewählte Landesvorstand um Benjamin Nolte versuchte sich medial zu inszenieren und mit Kamerateam und Facebookvideos rassistische Scheiße von sich gab, griffen die Antifaschist*innen entschlossen durch und verscheuchten die ca. 20 Rassist*innen. Trotz Polizeischutz entschieden sich die Rechten anders als in ihrem Nachbericht geschrieben für den Rückzug.

Solidarität mit allen Geflüchteten an der polnischen Grenze und in der ganzen Welt! Nazis vertreiben, Geflüchtete bleiben!

Das Video von Kathrin Ebner Steiner (AfD) wollten wir euch nicht vorbehallten und haben es für euch aufbereitet!

“nicht lange fackeln” 2021 – Protest gegen den III. Weg – Aufmarsch in Wunsiedel

Am Samstag, den 13.11., hatte der “Dritte Weg” ca 180 Faschist*innen nach Wunsiedel zum Heldengedenken aufgerufen. Gemeinsam mit über 300 Antifaschist*innen gingen wir laut auf die Straße, um diesen Naziaufmarsch nicht unkommentiert zu lassen.

Dank eines großen Polizeiaufgebots, dass sich vorallem mit dem Gegenprotest beschäftigte und diesen mit absurden Auflagen gängelte, konnten die Neonazis des III. Wegs in Wunsiedel zwei Veranstaltungen durchführen. Nach ihrem alljährlichen Fackelmarsch im Norden der Stadt, wurde ihnen erstmals eine Kundgebung am Kriegerdenkmal im Süden Wunsiedels genehmigt. Gleichzeitig kamen im Vergleich zu den letzten Malen deutlich weniger Faschist*innen nach Wunsiedel.

Insgesamt war der Tag ein gutes Zeichen, dass auch außerhalb der Großstädte den Nazis keine Ruhe gelassen wird. Es gilt nun auszuwerten, wie wir in Zukunft mit dem Treiben in der Oberpfalz umgehen werden und Strategien zu entwickeln, um den Faschist*innen effektiv entgegenzutreten.

Antifaschistische Stadtführung in Gedenken der Verfolgten des NS-Regimes und Erinnerung an den antifaschistischen Widerstand!

Heute, am 9. November, vor 83 Jahren brach mit der Reichspogromnacht eine neue Stufe der Gewalt und Diskriminierung gegen Juden und Jüdinnen an. Die Nationalsozialisten töteten 2000 Juden und Jüdinnen, brachten hunderte in den Selbstmord, 1.400 Synagogen wurden zerstört, 7.500 Geschäfte und 30.000 Menschen wurden in den Folgetagen in KZ`s eingeliefert.
Ganz im Gegenteil zur faschistischen Propaganda waren diese Taten kein Ergebniss bloßen “Volkszorns” sondern ein bewusst geplanter Schritt um die Verfolgung von Juden weiter voranzubringen und durch Enteignung jüdischer Geschäfte die deutsche Kriegsaufrüstung zu unterstützen.
Ein Jahr danach versuchte der Antifaschist und Kommunist Georg Elser in der Nacht vom 8. auf den 9. November im Münchner Bürgerbräukeller die faschistische Führung um Hitler mit einer selbstgebauten Bombe umzubringen. Er gab monatelange harte Arbeit hin um „die Verhältnisse der Arbeiterschaft zu bessern“ und „noch größeres Blutvergießen“ zuverhindern. Am Ende verließ Hitler die Veranstaltung 13 Minuten zu früh.
Im Gedenken an die grausame Verfolgung und die Opfer dieser Nacht und in Erinnerung an antifaschistische Widerstand in dieser Zeit waren wir gestern auf der Straße. Mit einer Stadtführung lernten wir gemeinsam viel über die Reichspogromnacht im Allgemeinen und in München. Wir standen vor den Kaufhäusern, die zerstört wurden und hörten Biographien von Verfolgten. Wir hörten von den Versuchen und Taten einiger Menschen, trotz gefährlicher Umstände, für eine gerechte Welt zu kämpfen. 
Auf der Route durch die Stadt verteilten wir Erinnerungsschilder und hinterließen Blumen und Kerzen zum Gedenken. 
Am Gasteig, dem Ort an dem Georg Elser das Attentatauf Hitlee und die NS-Führungsspitze ausübte,  hinterließen wir eine Gedenktafel und hielten eine Abschlussrede begleitet von Feuerwerk.
Wir müssen uns Menschen wie Georg Elser zum Vorbild nehmen und dürfen die Opfer des Faschismus niemals vergessen.

Wir müssen eine antifaschistische Bewegung aufbauen damit dies nie wieder geschehen kann.

10-Jahre NSU-Entarnung – Kein Vergeben, kein Vergessen!

Gestern war der 10. Jahrestag der NSU-Selbstentarnung. Zu diesem Anlass waren wir in München zusammen mit rund 300 Menschen aus verschiedenen Organisationen auf der Straße um den Opfern zu Gedenken und weiterhin Aufklärung im NSU-Komplex zu fordern. Die DIDF-Jugend veranstaltete die Demo mit der wir am Gericht in dem auch der Prozess gegen Beate Zschäpe und die Mitangeklagten lief. Hier verdeutlichten mehrere Reden das systematische Problem von Rassismus. Es wurde aufgezeigt warum wir uns als antifaschistische Bewegung nicht auf den Staat verlassen können.

Vor der Demo wurden Portraits der neun aus rassistischen Motiven ermordeten Menschen getragen um diese im Vordergrund des Gedenkens zu behalten. Mit Parolen wie “Nazis morden, der Staat macht mit – der NSU war nicht zu dritt” und “Nazis morden, der Staat schaut zu – Verfassungsschutz und NSU” zeigten wir die Verstrickungen und forderten Aufklärung. An der Abschlusskundgebung bekamen auch noch die Geflüchteten vom Protestcamp gegen Abschiebung das Wort.

Wir Gedenken:
Enver Şimşek
Abdurrahim Özüdoğru
Süleyman Taşköprü
Habil Kılıç
Mehmet Turgut
İsmail Yaşar
Theodoros Boulgarides
Mehmet Kubaşık
Halit Yozgat
Michèle Kiesewetter

Anbei ist die ausführliche Rede die wir gehalten haben.
Mölln 1993, Neonazis verüben einen Brandanschlag auf ein von Türkischen Menschen bewohntes Haus, drei Frauen sterben 
Solingen 1993, vier Neonazis zünden das Haus einer türkischen Großfamilie an, 5 Frauen und Mädchen sterben, 14 Menschen werden verletzt 
Düsseldorf 2000: Neonazis befestigen einen Sprengsatz an der S-Bahnstation Werhahn, um gezielt Zuwanderer aus Osteuropa zu töten. Der einzig Verdächtige – ein in Düsseldorf bekannter Neonazi wird wegen dürftiger Beweislage freigelassen
Zwischen 2011 und 2017 werdenlaut Amadeu Antonio Stiftung ingesamt 4389 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte verzeichnet
München, 2016: Ein 18-jähriger Neonazi erschießt am Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen. Seine Opfer- alle aus Einwander*innenfamilien stammend, wählt er aufgrund ihres Aussehens aus. Über drei Jahre lang behauptet die Staatsanwaltschaft, der Täter hätte aus persönlichen Beweggründen heraus gemordet, während auf seinem Laptop Dateien mit den Namen „Ich werde jetzt jeden Deutsch-Türken auslöschen, egal wer“ und ein Manifest, in dem er von Ausländischen Untermenschen spricht, und sie als Kakerlaken bezeichnet, gefunden werden. Fast Drei einhalb Jahre und vier Gutachten später, stuft das LKA die Tat als politisch motivierte Straftat ein. 
Halle, 2019: Ein Faschist versucht schwer bewaffnet in eine Synagoge einzudringen. Als er scheitert, erschießt er zwei Menschen, und vereltzt zwei weitere schwer. Er hatte vor der Tat ein Dokument ins Internet gestellt, in dem er schreibt, es sei sein Ziel, so viele Anti-Weiße wie möglich zu töten- am liebsten Juden. 
Kassel, 2019 Walter Lübcke, der Kassler Regierungspräsident wird vor seinem Wohnhaus von einem bekannten Neonazi  erschossen. Grund dafür, soll Lübckes Offenheit im Umgang mit Geflüchteten Menschen gewesen sein. Der Täter war dem Verfassungsschutz als NPD Mitglied vertraut, und war regelmäßig an Naziaufmärschen aufzufinden. Er hatte zuvor einen Bombenanschlag auf ein Asylbewerber*innenheim geplant, und war bereits aufgrund von mehrfacher Körperverletzung an migrantischen Menschen vorbestraft.
Hanau, 2020, ein Rechtsextremist erschießt am 19. Februar ingesamt 10 migrantische Menschen in und vor einer Shisha Bar und einem Kiosk. Er nimmt sich nach der Tat das Leben. Einige Fragen sind heute noch ungeklärt. Warum funktionierte der Notruf in der Tatnacht nicht? Wie kann es sein, dass die Polizei den Notausgnag der Arena Bar wissentlich abgesperrt hatte, damit die Gäste bei einer vermeintlichen Razzia nicht flüchten könnten?
Rechtsterroristische und faschistische Anschläge haben natürlich nicht erst 1993 angefangen, und auch die Auflistung hier ist nur eine symbolische. Wir möchten damit verdeutlichen und betonen, dass es keine Einzelfälle sind, dass die Täter*innen keine Einzeltäter*innen sind, sondern aus organisierten Nazi-Kreisen kommen, und überall ihre Unterstützer*innen haben.
Die Bundesregierung hat nach den Anschlägen der vergangenen Jahre ein Paket mit 89 Maßnahmen gegen Rassismus und Rechtsextremismus geschnürt. Darin ist von Investitionen in Forschung und in politische Bildung die Rede, von Diversität im Öffentlichen Dienst oder von mehr Befugnissen für den Verfassungsschutz.
Apropos Verfassungsschutz: 
Heute vor Zehn Jahren, flog die Terrorzelle NSU 2011 in Eisenach nach einem Banküberfall auf. Zwischen 2000 und 2007 haben Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe neun migrantische Menschen getötet, 43 Mordversuche begangen, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle verübt. Beate Zschäpe verschickt nach dem Selbstmord der beiden Männer Bekennervideos zu den Taten. 
Nach Bekanntwerden des NSU, vernichteten einige Beamte des Verfassungsschutz relevante Akten. Daraufhin tritt die Leitung des Bundesamts für Verfassungsschutz und der Landesbehörden Thüringen, Sachsen und Berlin zurück. Auf der Unterstützer*innenliste, die das BKA 2015 erarbeitet hat, wobei die Namen der Unterstützer*innen nicht öffentlich zugänglich sind, stehen laut BKA acht V-Leute des Verfassungsschutzes, und ein V-Mann des Berliner Landeskriminalamtes. 
V-Menschen, die auf Nazi-Kreise und das Umfeld des NSU angesetzt worden waren, verdienten teilweise im 6-stelligen Bereich, während sie sich durch die Szene zu Neonazis entwickelten, und somit auch staatliche Gelder in die Planung und Durchführung von Anschlägen verwendet werden konnte. 
Die These, dass der NSU zu dritt geplant und gemordet haben soll, ist also längst widerlegt. Die deutsche Bürokratie hat besonders in der Aufarbeitung und durch das absolute Versagen von Präventivmaßnahmen, einmal mehr gezeigt, wie weitgehend rassistische Strukturen in Deutschland von bekannten Neonazis hin bis zur Polizei und dem Verfassungsschutz reichen.
Aber auch wir als antifaschistische Bewegung müssen feststellen dass wir im Umgang mit den Betroffenen versagt haben. Schon beim ersten Anschlag auf den Blumenhändler Enver Şimşek, als Ermittlungsbehörden nicht anerkannten, dass es sich bei dem Mord um einen rechtsterroristischen Anschlag handelte, im Gegenteil, die Ermittlungsbehörden ermittelten Jahre lang ausschließlich in Richtung der Familie, nannten die Morde “Dönermorde” und vermuteten ohne jegliche Beweise, dass Şimşek ein Drogendealer gewesen sei. Bereits hier hätte sich die antifaschistische Bewegung klar  positionieren müssen. Und zwar auf die Seite der Opfer und deren Angehörigen. Denn dieses Vorgehen der Behörden hat System, und es ist unser Aufgabe dieses Vorgehen zu erkenn und zu entlarven, wir dürfen uns nicht mit halbgaren Aussagen zufrieden geben. Viel zu lange war es den Angehörigen noch nicht mal möglich, um ihre Familienmitglieder zu trauern, sie wurden als Komplizen und Mitwisser*innen deklariert, gegen Familien wurde  ermittel, sie wurden abgehört und in Verhören immer weiter bedrängt und genötigt. Es wurde ihnen nicht ermöglicht Abschied zu nehmen. Sie wurden alleine gelassen.
Immer wieder meldeten sich Angehörige der NSU Opfer bei den Behörden und teilten diesen ihre Vermutung mit: Dass es sich bei der Tat um einen rassistischen Anschlag handelte, jedoch wurden sie immer wieder abgewimmelt und ihre Vermutungen wurden nicht ernst genommen. Unsere Rolle als antifaschistische Bewegung mussten wir reflektieren. Wir hoffen, dass wir die richtigen Schlüsse daraus gezogen haben. In Fällen wie dem OEZ-Attentat heißt es für uns, gemeinsam mit den Betroffenen zu sagen, was es ist: Rechter Terror!
Klar ist aber auch: Wir sind im Moment nicht in der Lage Naziterrorzellen wie den NSU, die aus dem Untergrund Morde begehen aufzuhalten. Doch der NSU war nicht zu Dritt. Immer wieder werden weitere Teile des Netzwerks sichtbar. Selbst das BKA führte im März 2013 noch an, dass von 129 möglichen Unterstützer*innen ausgegangen werde. Andere Quellen gehen sogar von bis zu 200 Unterstützer*innen aus. 
Das Netzwerk zieht sich von Verfassungsschutz und Polizei über Szenezeitschriften und Bands in organisierte rechte Strukturen, wie Blood an Honour und NPD. Strukturen die weiterhin aktiv sind. Seit Aufdeckung der Zelle im Jahr 2011 bis Sommer 2018 wurden laut Innenministerium beispielsweise 360 Straftaten registriert, bei denen sich die Täter*innen auf die Morde des NSU beriefen und diese verherrlichten. In vielen Fällen wurden Gedenktafeln oder Bänke für die Opfer der Gruppe zerstört oder gestohlen. Im Februar 2017 wurde in Rostock ein Gedenkort mit Farbe überschüttet. 2018 malten Neonazis in Rostock am Ort eines NSU-Mordes ein Herzchen mit der Aufschrift “NSU”. Die Statistik listet weitere Verbrechen auf. So etwa Gewaltandrohungen, Hassreden und die Verleumdung der Erinnerung an Verstorbene. 
Vor Gericht standen von diesen 200 Unterstützer*innen aber nur 4 und selbst die kamen mit milden Strafen davon. Während Wohlleben noch 10 Jahre Haft bekam wurde Carsten Schultze der mit Wohlleben die Tatwaffe beschaffte zu nur drei Jahren Jugendstrafe verurteilt. Schultze hatte die Übergabe der Ceska-Pistole an Mundlos und Böhnhardt organisiert. Holger Gerlach bekam ebenfalls nur drei Jahre. Er hatte eine Waffe übergeben und den Untergetauchten mit falschen Papieren geholfen. Andre Eminger bekam sogar nur zwei Jahre und sechs Monaten. Er wurde am selben Tag aus der Untersuchungshaft entlassen, die das Gericht als nicht mehr verhältnismäßig bezeichnete. Auch wenn es uns langsam klar sein sollte, hat auch dieses Urteil wieder gezeigt: Auf den Staat ist kein Verlass, wenn es um den Kampf gegen Nazis geht.
Der NSU ist dabei kein Einzelfall. Hinter jedem der rechten Täter standen Netzwerke aus Helfer*Innen.  Sie reichen aber auch über das engere Umfeld der Täter hinaus. Teil dieses Netzes ist eine AfD die mit ihrer Hetze und faschistischen Ideologie das Fundament dieser Taten schafft. Aktive Kameradschaftsstrukturen und Naziorganisationen wie der Dritte Weg, die Waffen und alles andere besorgen, was gebraucht wird. Bands und Szene die Geld sammeln um den Terror zu finanzieren.
Und genau dort müssen wir ansetzen. Antifaschistischer Selbstschutz ist nicht nur defensiv. Es geht nicht nur darum, unsere Veranstaltungen und Räume zu schützen. Es geht nicht nur darum, dass Rechte eine Kundgebung oder Demo organisieren und sie dann dabei zu stören. Es geht nicht darum, passiv auf die Aktionen von rechts zu warten um dann in Feuerwehr-Manier zu reagieren. Stattdessen müssen wir selbst aktiv werden und in die Offensive kommen. Die Rechten, die Terror unterstützen sind bekannt. Sei es eine AfD mit ihrer Hetze oder Strukturen die für Geld und Infrastruktur sorgen. Unsere Aufgabe ist es, den Preis für diese Unterstützung nach oben zu treiben. Es darf nicht einfach sein, Nazi zu sein. Und es darf erst recht nicht einfach sein, Unterstützer von rechtem Terror zu sein. Jede Aktion, gegen Strukturen, die rechte Gewalt vorbereitet, unterstützt oder gutheißt ist legitimer Selbstschutz. Und dabei lassen wir uns nicht von diesem Staat vorschreiben, wie unser Selbstschutz aussehen darf. Nicht von einem Staat, dessen Sicherheitsorgane von alten Nazis gegründet und von neuen Nazis durchsetzt sind. Polizei und Verfassungsschutz, die Täter schützen, Akten vernichten und selbst rechte Strukturen mitaufbauen, sogar in den eigenen Reihen. Gerichte, die die Täter, selbst wenn sie mal verurteilt werden mit milden Strafen davon kommen lassen. Ein Staat der stattdessen Antifaschist*innen wie Jo, Dy und Lina in den Knast stecken, weil sie effektiv gegen Rechte vorgehen Sie alle tragen dazu bei, dass Rechte in Deutschland Morden können. Wir müssen selbst entscheiden, was den Faschos am meisten Schaden zufügt und was am besten dazu geeignet ist, sie aufzuhalten.
Das sind große Ziele. Und diese Ziele erreichen wir nicht alleine und vereinzelt. Um Rechten effektiv entgegenzutreten braucht es einen organisierten antifaschistischen Selbstschutz. Wir müssen uns zusammenschließen und gemeinsam die Herausforderungen angehen, die eine wachsende Rechte uns stellen. Genauso, wie wir heute gemeinsam auf der Straße sind, müssen wir gemeinsam zuschlagen, wann immer die Rechten ihre Fratzen zeigen.

“United against Repression” Demo in Nürnberg

Letzten Samstag sind wir zu der “United against Repression” – Demo nach Nürnberg gefahren und haben dort gemeinsam mit ca. 600 Genoss*innen unsere Wut über die Inhaftierung von Jan auf die Straße getragen. Der Jamnitzer Prozess, der bundesweit Aufmerksamkeit erlangte und zu dessen Ende Jan jetzt für 1 Jahr und 2 Monate unschuldig in den Knast muss, ist nur eines der aktuellen Beispiele für die steigende Repression gegen Antifaschist*innen. Entschlossen forderten wir also gemeinsam die Freilassung von Jan und allen politischen Gefangenen. Trotz Bullengewalt und Schikanen stand die Demo stabil und wir zogen laut und kämpferisch durch die Nürnberger Innenstadt.

 

AfD-Büro besucht!

Nachdem wir die letzten Monate im Wahlkampf die AfD immer wieder an ihren Infoständen waren und gestört haben wollten wir diesmal ein offensives Zeichen setzen. Am Montag besuchten wir gemeinsam das AfD-Büro des Münchner Kreisverbands. Auch die beiden Bundestagsabgeordneten Wolfgang Wiehle und Gerold Otten haben dort ihre lokalen Räumlichkeiten. Wiehle war in diesem Wahlkampf der aktivste Politiker der AfD aus München, demensprechend oft hatte er es auch mit uns zu tun!
Auf dem Hinweg informierten wir die Anwohner*innen mit Flyern in ihren Briefkästen über die neoliberale, rassistische und sexistische Politik der AfD. Außerdem verschönerten wir Ottobrunn mit Stickern und Plakaten, unter anderem von der antifacist action Kampagne.
Wir haben gezeigt das wir auch nach der Wahl und in Zeiten von massiver Repression gegen Antifaschist*innen auf der Straße sind. Wir richten uns nicht nur nach Terminen der Rechten sondern entscheiden selbstbestimmt!
Den Antifaschismus ist 365 Tage im Jahr!

Soli-Kundgebung für Jo & Dy in Augsburg nach der Urteilsverkündung

Am Mittwoch, den 13.10.2021, sind wir nachmittags nach Augsburg gefahren, um uns an einer Solidaritätskundgebung für Jo & Dy vom Offenen Antifa-Treffen Augsburg, der Antifa Jugend Augsburg und der Roten Hilfe zu beteiligen. Die beiden Antifaschisten aus Stuttgart wurden an diesem Tag zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Anbei ist unser Redebeitrag:

“Liebe Genossinnen und Genossen,

Heute, am 13.10.2021, war das Prozessende im sogenannten Wasnverfahren. Unseren Genossen Jo und Dy wird vorgeworfen an einer Auseinandersetzung mit Nazis beteiligt gewesen zu sein. Die Anklage beruht dabei auf Indizien und die Beweislage ist extrem dünn. Doch die Forderung nach hohen Haftstrafen ist für uns keine Überraschung, denn der Prozess gegen unsere Genossen ist ein politischer. Nach dem Vorfall am Rande einer Querdenken Kundgebung in Stuttgart, bließ der Baden Würtenbergische Innenminister Strobl mit der Aussage “wir kriegen Euch” zu einer groß angelegten Repressionswelle gegen Antifas in Baden-Württemberg. Es gab zahlreiche Hausdurchsuchungen und Untersuchungshaft für Jo und ein paar Monate später auch für Dy. Und heute ist nach 21 Prozesstagen das Urteil gesprochen worden, 4 Jahre und 6 Monate für Jo, 5 Jahre und 6 Monate für Dy.

Dieses Urteil trifft uns alle, die gesamte antifaschistische Bewegung. Hier soll an Einzelnen ein Exempel statuiert werden, dass uns alle einschüchtern soll und unseren berechtigten Widerstand im Gesamten kriminalisieren soll. Doch wir lassen das nicht zu: Jeder und jede die – auch im Kleinen – etwas gegen Nazis oder Rechte unternimmt merkt schnell, dass die Cops und die Justiz unsere Gegner sind. Für die Regierung und das Kapital sind faschistsiche Bewegungen gerade in Krisenzeiten eine Option, um die die Organisation unserer Klasse und deren Kämpfe ganz konkret einzuschränken und berechtigte Wut und Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse reaktionär zu kanalisiern. Wir als aktive Antifaschist*innen kriegen das jeden Tag zu spüren. Dabei braucht es in Zeiten wirtschaftlicher Krise und gesellschaftlichem Rechtsruck mehr und nicht weniger Antifaschismus.

Gegen rechte Massenmobilisierungen wie Querdenken, rechte Parteien wie die AfD oder rechten Terror wie in Hanau, Halle oder ganz aktuell in Idar-Oberstein hilft vor allem eine starke antifaschistische Bewegung und ein starker antifaschistischer Selbstschutz. Denn die Polizei und der Staatapparat fallen dabei eher mit Verstickungen in faschistische Netzwerke und Gruppen auf, als die Faschos wirklich zu bekämpfen, der NSU und wöchentlich auffliegende rechte Chatgruppen in Polizei und Verfassungsschutz beweisen das.

Es zeigt sich also: Antifa bleibt notwendig. Denn nur eine starke antifaschistische Bewegung, die solidarisch zusammnen steht, die rechten auf verschiedenen Ebenen entschieden bekämpft und sich dabei nicht spalten lässt, kann den Rechten effizient etwas entgegensetzen. Unsere Solidarität ist dabei unsere größte Waffe. Gemeinsam können wir der Repression etwas entgegen setzen, uns nicht einschüchtern lassen und uns gegenseitig Kraft und Mut spenden. Und ganz wichtig gemeinsam berechtigterweise wütend sein.
Deshalb an dieser stelle nochmal der Aufruf, kommt am 23. Oktober zu bundesweiten Demonstration “linke Politik verteidigen” mit uns nach Stuttgart, um ein starkes Zeichen gegen die Kriminalisierung antifaschistischer Politik zu setzen. Es wird Anreisen aus München und Augsburg geben.

Auf der Straße vor Gericht – Antifa bleibt notwendig”