Bericht: Antifaschismus in die Offensive! – Demo in Schwandorf

Mit circa 300 Antifaschist*innen aus ganz Bayern demonstrierten wir am 27. Juli gegen das Erstarken rechter Strukturen im Raum Schwandorf. Unter dem Motto “Oberpfalz entnazifizieren – Antifaschismus in die Offensive” zeigte die Demonstration laut und entschlossen, dass es nirgends Rückzugsräume für Faschist*innen geben wird. Den wenigen Mitgliedern der „Prollcrew“, die sich während der Demonstration haben blicken lassen, wurde dies auch gleich praktisch vor Augen geführt.

Allerdings nahmen Spezialeinheiten der bayrischen Polizei dies zum Anlass, während der Abschlusskundgebung gewaltsam in die Demonstration zu stürmen um Aktivist*innen festzunehmen.

„Die deeskalierende um kommunikative Strategie der Polizei trug maßgeblich zum – größtenteils – friedlichen Verlauf der Versammlung bei.“ – heißt es dazu im Polizeibericht. Das dabei mehr als ein Dutzend Antifaschist*innen durch Pfefferspray und Schlagstöcke teils schwer verletzt wurden, hat hingegen weder die Polizei noch die Lokalpresse für berichtenswert gehalten.

Zum Schluss möchten wir hier noch unseren Redebeitrag, den wir auf der Zwischenkundgebung gehalten haben, dokumentieren:

“Keine Rückzugräume für Faschist*innen, ob AfDler, Nazikader oder für die „Prollcrew Schwandorf“!

In ländlichen Regionen Fuß zu fassen und die Deutungshoheit zu gewinnen, ist seit längerer Zeit ein verbreitete Taktik von Faschist*innen. Die „Prollcrew Schwandorf“ konnte so, fast unbehelligt, zwei Rechtsrockkonzerte in der Region veranstalten.

Bundesweit dient das viel beschworene „Hinterland“ Faschist*innen als Rückzugraum. Lassen wir das nicht zu! Nazis ziehen bewusst aufs Land und in kleinere Städte und versuchen sich dort in der bürgerlichen Mitte nieder zu lassen. Sie eröffnen Gasthöfe, Tattoostudios und Klamottenläden. Sie engagieren sich ehrenamtlich in Vereinsstrukturen, als Fußballtrainer oder in der örtlichen Feuerwehr. Dieser Missstand lässt sich nur durch den Aufbau widerstandsfähiger Antifa-Strukturen auf dem Land und eine solidarische Zusammenarbeit mit städtischen Gruppen beheben.

Wo immer sich Faschist*innen niederlassen und organisieren, müssen wir sie dabei stören. In unserer Verantwortung liegt das Erkämpfen von Handlungsspielräumen. Je beschwerlicher und unangenehmer das Leben als Faschist oder Faschistin ist, desto weniger Zulauf werden die Rechten erhalten. Dementsprechend wägen wir immer ab, wie den Nazis am wirkungsvollsten begegnet werden kann. Nur durch kontinuierliche Arbeit, Schritt für Schritt, können rechte Strukturen geschwächt werden. Je nachdem, mit wem man es gerade zu tun hat, führen andere Konzepte zum Erfolg. Ob Outings am Wohnort, den Tattoostudio, welches als Arbeitsplatz dient, oder durch Interventionen gegen rechte Infrastruktur. All das sind legitime Aktionsmittel.

Antifaschistische Arbeit auf dem Land stellt eine andere Herausforderung dar, als die in der Stadt. Man verfügt in der Regel nicht nur über eine kleinere Aktivist*innenbasis, sondern bearbeitet gleichzeitig einen größeren Aktionsradius. Hinzu kommt eine oftmals weniger aktive „Zivilgesellschaft“, die sich nur selten gegen die bekannten Faschist*innen positioniert. Wahlergebnisse zeigen, dass zumindest konservative Ansichten auf dem Land weiter verbreitet sind als in Metropolregionen. Ländliche Regionen sind oft nicht von „bäuerlichen“ Kleinstdörfern geprägt, sondern von mittelgroßen und Kleinststädten. Auch hier gibt es gelebte Solidarität und Gegenkultur, die es zu stärken und gegen faschistische Angriffe zu verteidigen gilt. Unsere Ziele können wir nur durch den Aufbau antifaschistischer Gruppen und besonders durch die Schaffung von offenen Anlaufstellen für interessierte Antifaschist*innen erreichen.

Nazistrukturen müssen offengelegt werden. Nur gemeinsam und organisiert können wir den Faschist*innen entgegentreten. Der Preis ein Nazi zu sein, egal ob in der Stadt oder auf dem Land, muss so hoch sein, dass ihn keiner mehr zahlen will!

In diesem Sinnen: Alle zusammen gegen den Faschismus!”