Etwa 100 Antifaschist:innen waren gestern in der Messestadt, um erfolgreich gegen die AfD-Veranstaltung der Münchner Stadtratsfraktion zu protestieren. Unter dem Motto „Von Klima bis Migration – Münchens erzwungene Transformation“ veranstaltete die rassistische Partei einen Neujahrsauftakt und lud dafür sogar je einen Europa- und Landtagsabgeordneten ein.
Die Polizei fuhr von Anfang an eine strikte Linie und war auf unser Kommen zahlenmäßig vorbereitet. So wurden Antifaschist:innen, die vor der gemeinsamen Ankunft auf dem Platz, vor dem Einkaufszentrum RiemArcaden standen, schnell Platzverweise ausgesprochen. Auf diese Art und Weise wurden zwar dynamischere Situationen direkt unterbunden, die kollektive Spontankundgebung konnte aber lautstark der AfD Paroli bieten und machte sich bei Passant:innen und den Riemer Jugendlichen auf sich aufmerksam. Eine Rede und verschiedene kurze Wortbeiträge zur Politik der AfD fanden einige Zuhörer:innen aus Kreisen die wir sonst nicht immer schaffen zu erreichen. Gemeinsam machten wir klar: die AfD ist in der Messestadt und überall nicht willkommen! Wir waren unterschiedlichste Gruppen und Antifaschist:innen die trotz der Kurzfristigkeit erfreulicherweise mobilisiert wurden. Trotz dessen, dass wir es nicht geschafft haben den Ablauf und den Vortrag der AfDler tatsächlich zu stören, können wir hierauf aufbauen und die nächsten Wochen und Monate, insbesondere im Landtagswahlkampf, daran anschließen! Die AfD müsste deutlich enttäuschter sein: trotz der offenen Werbung hatten anscheinend wenig Leute an dem Vortrag Interesse.
Wir feilen weiter an unserem Protest, finden Wege die AfD zu stören, lassen uns auch von der Polizei nicht einschüchtern und kommen wieder! FCKAfD!
Zum Anlass der vom 30. November bis 02. Dezember in München tagenden Innenminister*innenkonferenz, kurz IMK, fanden wir uns bereits im Voraus in einem breiten Bündnis aus antirassistischen sowie antifaschistischen Gruppen und Initiativen zusammen. Die IMK propagiert unter dem Begriff der „inneren Sicherheit“ ein Sicherheitskonzept, das die herrschende Klasse, das Kapital schützt und die innere Ordnung herstellen möchte. Diese perfide Veranstaltung ließen wir am 30.11. natürlich nicht unbeantwortet und waren mit circa 400 Menschen lautstark auf der Straße.
Am frühen Abend fanden wir uns am Geschwister-Scholl-Platz zusammen. Wie zu erwarten, begleitet von einem immensen Bullenaufgebot. Nach einer Einleitung der Moderator*innen zu Inhalten und Forderungen der Demo, wurde ein Redebeitrag der Initiative „Solidaritätskreis Mouhamed“ aus Dortmund abgespielt. Dieser wurde wie zahlreiche andere Opfer der Bullen am 08.08.2022 von der Dortmunder Polizei erschossen. Währenddessen stellten sich die Demonstrierenden auf, um sich im Anschluss in kämpferischer Stimmung unter dem Klang lautstarker Parolen Richtung Tagungsort in Bewegung zu setzen. Nachdem schon die ersten Reden Themen wie rassistische Grenz- und Asylpolitik aufgriffen, widmeten sich auch zahlreiche der folgenden Redner*innen aus verschiedenen Perspektiven diesen Punkten. Die Zwischenkundgebung nahe der Münchner Freiheit rückte dabei Geflüchtete und Lager in den Fokus. Als wir den Endkundgebungsort erreichten, hielten wir zusammen mit der antifa nt eine Rede, mit der wir diesen Nachbericht abschließen möchten. Gerade die aktuellen Entwicklungen mit der Verschärfung der Repression, dem Einfluss des Polizeiapparats und der sich weiter zuspitzenden Krisensituation zeigen, wie unabdinglich es ist, unsere Praxis kontinuierlich und noch kämpferischer auf die Straße zu bringen. Wir sehen uns dort. Am besten organisiert!
Die Rede:
Liebe Freund*innen, liebe Genoss*innen, hallo an alle!
Wir wollen euch in aller Kürze darlegen, was die Polizei eigentlich ist, welche Funktion sie in der Gesellschaft erfüllt und warum es sie zu verachten gilt! Am Samstag, den 19.11., verursachte die Bayerische Polizei einen Eklat. Unter den wohlwollenden Augen türkischer Nationalist*innen der gegnerischen Mannschaft, griffen die Cops mit erheblicher Gewalt Bayernfans an, die sich mit Kurdistan solidarisierten. Quasi zeitgleich startete die türkische Luftwaffe erneut Angriffe auf das kurdische Gebiet Rojava.
Im Februar diesen Jahres waren 1000 Menschen auf der Straße, um am 2. Jahrestag des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau zu gedenken. Schon am Anfang der Kundgebung ließen es sich die Bullen nicht nehmen, an Geflüchteten rassistische Polizeikontrollen durchzuführen. Kaum war die Demo losgelaufen, nahmen die Bullen dies zum Anlass, um ihre Gewaltphantasien auszuleben. Sie gingen mit Knüppeln, Tritten und Pfefferspray auf die Demonstrierenden los und attackierten sogar noch Leute auf dem Heimweg.
Das sind nur zwei Beispiele polizeilicher Gewalt in München, die in gewisser Weise exemplarisch sind. Aber auch andere Elemente polizeilicher Praxis, wie beispielsweise racial profiling oder die Anwendung von psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalt, sind kein Fehlverhalten einiger weniger Cops. Diese Praxen sind keine Einzelfälle, sondern entspringen der institutionellen Logik dieses Gewaltapparats. Was wir deshalb fordern, ist nichts weniger als die komplette Abschaffung der Polizei.
Aber auch unabhängig von besonders krassen Fällen, erfüllt die Polizei in ihrem ganz alltäglichen Wirken eine unterdrückende Funktion: Es ist ihre Aufgabe, die bestehende Ordnung mit den ihr innewohnenden Klassengegensätzen und all ihrer Gewalt zu verteidigen – notfalls mit tödlichem Zwang.
Sie verteidigt das Privateigentum, im Zweifelsfall auch gegen ganz elementare menschliche Bedürfnisse. Sie gewährleistet die Rahmenbedingungen der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und gibt denen auf den Deckel, die diese in Frage stellen.
Sie dient der Aufrechterhaltung einer Gesellschaft, die zutiefst durch soziale Ungleichheit gekennzeichnet ist. Das Handeln der Bullen ist politisch. Die Polizei als Apparat – unabhängig von den konkreten Überzeugungen einzelner Cops – ist an sich konservativ, denn es ist ihre Aufgabe, die Welt so wie sie ist zu verteidigen und die bestehende Ordnung vor Veränderung zu schützen. Es ist ihre grundsätzliche und nicht reformierbare Funktionsweise, die immer dazu führen wird, dass Klassengegensätze aufrecht erhalten werden.
Alle, die an den bestehenden Verhältnissen rütteln wollen, werden es früher oder später mit der Polizei zu tun bekommen. Historisch mussten die Errungenschaften der Unterdrückten immer gegen die Polizei erkämpft werden, egal ob es sich dabei um grundlegende Rechte von Arbeiter*innen, das Frauenwahlrecht oder Rechte von Queers handelt – denkt an die Haymarket Riots am 1. Mai 1886 oder den Stonewall-Aufstand von 1969. Auch in anderen sozialen Auseinandersetzungen, wie etwa der um Klimagerechtigkeit, werden Fortschritte gegen die Polizei und ihre politische Funktion erkämpft werden müssen. Erst zuletzt zeigte sich dies durch das repressive bayerische Polizeiaufgabengesetz mit der 30-tägigen Präventivinhaftierung von 12 Klimaaktivist*innen im Münchner Knast. Bundesweit sitzen Antifas im Knast. Wir solidarisieren uns mit Lina, Dy, Findus und Jo und all den anderen, die einfach weggesperrt wurden.
Die Polizei ist kein neutrales Instrument, Polizist*innen sind keine Sozialarbeiter*innen in Uniform. Nicht der “Freund und Helfer”. Historisch gesehen waren es niemals Bullen, die die Welt zum Besseren veränderten. Die Behauptung ehrenhafter Motivationen einzelner Bullen, das Gerede vom „Ich will in meinem Job Anderen helfen“, ist ein ideologisches Scheißgelaber, denn es verdeckt die tatsächliche Funktionsweise dieses Gewaltapparats. Polizist*in sein, ist eben kein Beruf wie jeder andere und Cops bilden keinen „Querschnitt der Gesellschaft“ ab. Es gibt kaum Zweifel, was für Leute dieser Beruf anzieht.
Egal aus welchen Motiven Menschen zur Polizei gehen, der Dienst macht sie am Ende zu autoritären, rassistischen und nationalistischen Persönlichkeiten.
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass diese rassistischen und nationalistischen Einstellungen in dieser Berufsgruppe florieren, dass in internen Chatgruppen regelmäßig der ein oder andere Hitlerfan in Uniform auffliegt, oder dass es vielen Uniformträger*innen offensichtlich eine Freude ist, linke und emanzipatorische Protestierende zu verprügeln.
Bei all der Ungerechtigkeit, bei all der Gewalt, bei all dem Frust ausgelöst durch die Polizei, sollten wir Eines jedoch nicht vergessen: Auch dieser Apparat ist nicht allmächtig. Allzu oft schaffen wir es, unsere Handlungsspielräume außerhalb ihrer Spielregeln auszuweiten. Gemeinsam sind wir stark, denn Solidarität ist wahrhaft eine Waffe. Um mit etwas Hoffnungsvollem zu schließen: Die Polizei dient einem System, das wir gemeinsam zu Fall bringen werden!
Für die befreite Gesellschaft, nieder mit der Polizei!
Heute hat die AfD an der Silberhornstraße in Giesing einen Infostand durchgeführt. Die inhaltliche Stoßrichtung war dabei die derzeitige Krise, mit ihren Symptomen, wie Inflation und Teuerungen. Jeden Flyer bewarb die AfD mit den Worten “Flyer gegen Inflation”. Unser Gegenprotest war dementsprechend auch auf die veränderte Situation ausgerichtet. Anstatt die AfD mit Transparenten vollständig abzuschirmen, lag der Fokus stärker auf den Passant*innen. Anfangs versuchten wir mit einem Transparent und mehreren Menschen, die Flyer verteilten, sowie Fahnen und Schildern die Passant*innen von unseren Positionen zu überzeugen. Gleichzeitig haben einige Menschen gezielt versucht die anwesenden AfDler*innen zu stören und daran zu hindern mit Leuten oder untereinander ins Gespräch zu kommen, da die AfD ihre Stände auch nutzt um sich intern zu vernetzen. Die Münchner Polizei war dabei mal wieder klar auf der Seite der AfD und hat dafür auch keine Kosten und Mühen gescheut. Bereitschaftspolizei, USK, Beweissicherungeinheit und Leitungsstab waren vor Ort. Die anfangs unübersichtliche Situation war diesem Großaufgebot natürlich ein Dorn im Auge und so scheute die Polizei keine Mittel uns zusammenzudrängen und die “Lager” eindeutig zu trennen. Dabei konnten wir durchsetzen, dass wir trotz der Überzahl der Bullen unseren Standort direkt neben dem AfD-Stand halten konnten. Mit lauten Parolen, Megaphondurchsagen und Flyern klärten wir die Passant*innen weiterhin darüber auf, dass die AfD keine Lösungen für die Probleme unserer Klasse hat.
Gesamt muss man jedoch festhalten, dass der Tag nicht ausschließlich erfolgreich für uns war. Unser Konzept mit Fokus auf die Passant*innen ist anfangs aufgegangen, bis Bereitschaftspolizei und USK, uns kesselten und vom Stand der AfD abschirmten. Der Aktion konnten wir uns lange Zeit widersetzen. Wenngleich Das Konzept nicht über die gesamte Dauer aufging, waren wir dennoch in der Lage durch Parolen deren rechte Hetzte effektiv zu stören. Einige Genoss*innen flyerten parallel Passant*innen und konnten so über deren Lügen aufklären und linke Lösungen zur Krise vermitteln. Wieder mal zeigt sich wie wichtig es ist die Praxis stetig weiterzuentwickeln und dynamisch anzupassen. Wir müssen den berechtigten Sorgen der Arbeiter:innen Lösungen bieten, auch indem wir rechte Kräfte an deren hetzerischer Agitation stetig hindern. Die rechten sind nicht die Lösung für diese Krise!
Gestern hätte eine Veranstaltung des AfD-Kreisverbands München-Süd zum Thema “Krise” stattfinden sollen. Die Rechten reservierten einen Eventraum in einem Restaurant in Fürstenried West unter Angabe eines falschen Namens. Nachdem wir die Betreiber des Lokals kontaktiereten und sie aufklärten, wer eigentlich bei ihnen auftauchen wollte, luden diese die AfD kurzerhand eine Stunde vor eigentlichen Veranstaltungsbeginn aus!
Antifaschismus kann auch einfach sein, denn zum Glück gibt es viele, die den Scheinlösungen der Rechten keinen Raum bieten wollen!
Die geplante Veranstaltung in Gedenken der Opfer der Reichsprogromnacht und des Attentat Georg Elsers verschob sich, nachdem sich am Abend des 09.11 kurzerhand eine Demo aus den Kreisen des Querdenken-Spektrums angekündigt hatte. Diese mobilisierte unter übler Instrumentalisierung der sich jährenden Reichspogromnacht, mit dem Claim „Demonstration gegen politische Verfolgung”.
Zahlreiche Kanäle und Akteur:innen der Szene, u. a. Markus Haintz, bewarben den Marsch, bei dem unter anderem die Freilassung von Oliver Janich und Michael Ballweg gefordert werden soll. Der Neonazi Nikolai Nehrling adaptiert die Werbung auf Twitter seinerseits mit einer eigenen Mobilisierung zu dem Marsch, nachdem dort auch die Freilassung der Schoah-Leugnerin Marianne Wilfert gefordert werden soll.
Entsprechend diffus war das Feld der Demonstrierenden. Durch einen stabilen Gegenprotest zu dem unter anderem auch die Antifa_nt und München ist Bunt mobilisierte, konnten wir eine breit aufgestellte antifaschistische Gegenwehr organisieren. Exemplarisch war hier auch wieder die Sympathie der Bullen mit den rechten Kräften zu erkennen, nachdem das USK angreifende Querdenker:innen schützte, indem es unseren linken Gegenprotest angriff. Die Genoss:innen blieben allerdings stabil und konnten unter Skandierung zahlreicher Parolen die widerwärtige Agitation der rechten Kräfte unterbinden und schlussendlich sogar die Demo am Laufen hindern. Wieder zeigt sich wie wichtig eine geschlossene Front gegen den Faschismus und reaktionäre Kräfte ist und wie erfolgreich eine organisierte Gegenwehr funktionieren kann.
Alerta, alerta antifascista!
Zur Gedenkveranstaltung:
Am 9. November 1938 erreichte die Verfolgung der Jüd:innen durch die Nationalsozialisten eine neue Etappe. Jüdische Häuser und Geschäfte wurden in reichsweiten Pogromen zerstört und geplündert sowie Synagogen im Brand gesteckt. 2000 Jüd:innen wurden ermordet und 30,000 Menschen unmittelbar danach in Konzentrationslagern interniert. Von der Dunkelziffer zusätzlicher Gräueltaten ganz zu schweigen. Mit den Pogromen wollten die Nazis unter anderem die Verfolgung der Jüd:innen bis hin zu deren Vernichtung vorantreiben. Mit der Enteignung der „nicht deutschen” Geschäfte und zusätzlichem Raubgut wurden Teile der Kriegsmaschinerie finanziert, sowie der Zugang zur Sklav:innenarbeit für “deutsches” Kapital ermöglicht.
Ein Jahr danach am 08.11 hat der Antifaschist Georg Elser versucht, Hitler und fast die gesamte Führung der NSDAP mit Hilfe einer Bombe auszulöschen. Er war einer der Menschen die sich gegen den Nationalsozialismus und seine Verbrechen stellten. Aber er scheitert mit dem Attentat, wurde von der Gestapo verhaftet und gefoltert – bestand trotz allem auf seiner Einzeltäterschaft – und ins KZ Dachau eingesperrt, wo er kurz vor Kriegsende auf Hitlers Befehl hingerichtet wurde.
Um den Opfern der Reichspogromnacht und dem Mut des Widerstandskämpfers Georg Elser zu gedenken, haben wir uns am Mittwoch in Untergiesing versammelt. Gemeinsam haben wir vor den ehemaligen Wohnorten einiger Opfer des Nationalsozialismus Stolpersteine poliert, Blumen und Kerzen niedergelegt und eine Minute des Schweigens für die ermordeten abgehalten. Im Anschluss haben wir den Ort des geplanten Attentats Georg Elsers auf Hitler besucht. Wir legten rote Nelken und Kerzen zu Ehre Elsers ab. In der Umgebung haben wir anschließend Schilder angebracht. Diese sollen sowohl an ihn und seine Tat, aber auch an die Notwendigkeit erinnern, jene zu ehren, die ihr Leben dem antifaschistischen Kampf widmeten.
Mit gehobenen Fäusten haben wir zum Ende dieses Abends effektreich ein kämpferisches Zeichen gesetzt.
Letzte Woche kam es in Giesing zu zwei rassistischen und homophoben Übergriffen. Die Betroffenen wurden auf offener Straße beleidigt und angegriffen, anschließend bis zu ihnen nach hause verfolgt und auch dort wurde erneut auf sie eingeprügelt. Die Täter – zwei polizeibekannte Rechte – wurden zwar gefasst, jedoch entschied sich der Richter zu ihren Gunsten gegen eine Untersuchungshaft.
Rechte Hetze in Parlamenten oder auf der Straße ist in Deutschland immer noch Alltag. Menschen, die nicht in das Idealbild der Faschos passen, erfahren den Hass, den beispielsweise die AfD predigt, an eigenem Leib. Dass es heute so einfach scheint, konsequenzlos rassistische und homophobe Gewalt auszuüben, zeigt uns, wie viel Arbeit wir als Antifaschist*innen noch vor uns haben. Wir dürfen nicht zulassen, dass Menschen sich in ihren Stadtteilen nicht mehr sicher fühlen, weil diese durchsetzt sind von Faschos. Wir werden nicht zulassen das sich Rassist:innen so wohl im Viertel fühlen, dass sie auf offener Straße Menschen angreifen!
Deshalb waren wir gestern nach unserem offenen Plenum noch gemeinsam in Giesing unterwegs, hängten laminierte Schilder auf und flyerten in der Nähe der Tatorte. Einmal, um die Nachbarschaft auf die Übergriffe aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren, zum anderen um den Faschos zu zeigen, dass sie hier nicht willkommen sind! Nicht in Giesing, und auch sonst nirgendwo!
Am 07.09.22 fand der mittlerweile dritte Prozesstag unseres Genossen am Amtsgericht München statt. Dafür wurde nach widersprüchlichen Aussagen der Bullen der Einsatzleiter als Zeuge vorgeladen. Der Vorwurf lautete tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte und versuchte Körperverletzung.
Die Aussagen des geladenen Einsatzleiters bestätigten das konsequent und willentlich intransparente Vorgehen der Bullen. So waren neben den Gedächtnisprotokollen, deren Einsicht aufgrund polizeilicher Taktiken verwehrt wurde, kaum Erinnerungen zur Stützung der Aussagen des anklagenden Polizisten vorhanden. Nahezu alle Sachverhalte relativierte der Einsatzleiter in Berufung auf die mangelnde Erinnerung aufgrund der entsprechend lang zurückliegenden Tat und der Tatsache, dass dieserden Vorfall nur aus Schilderungen, aber nicht selbst bezeugen kann. Auch weitere Fragen der Richterin und der Verteidigung bestätigten die Substanzlosigkeit seiner Aussagen.
Der Ahndungsvorschlag der Jugendgerichtshilfe sah dabei eine Verurteilung unseres Genossen nach Jugendstrafrecht vor und forderte fünf Beratungsgespräche zu Möglichkeiten legalen und gewaltfreien Protests. Die Person verwies dabei auf die anerkennenswerte Intentionpolitischen Aktivismuses, verurteilte allerdings die Form des Protests. Bürgerliche Gesetzgebung und Reformismus lassen grüßen!
Es folgten die Schlussplädoyers der Staatsanwaltschaft und des Anwalts unseres Genossen. Die Staatsanwaltschaft berief sich hierbei auf die kategoriale Glaubwürdigkeit eines Beamten der Polizei und sah den Widerspruch der Aussagen damit relativiert, dass die Erinnerung des verhörten Einsatzleiters entsprechend lückenhaft oder schier nicht vorhanden war. Um der erwartbar widerwärtigen Klassenjustiz noch die Krone aufzusetzen, wurde unserem Genossen eine grundlegende Feindseeligkeit gegenüber der Polizei unterstellt, obwohl der anklagende Bulle noch am ersten Prozesstag unser Verhalten gegenüber den Cops als ignorierend und “als wären wir garnicht da” beschrieben hatte.
Entsprechend berief sich der Anwalt unseres Genossen auf die gleichgestellte Glaubwürdigkeit aller Zeug:innen und verurteilte die Klassenjustiz der Staatsanwaltschaft, die die Bullen als glaubwürdigere Zeug:innen darstellte. Vielmehr verwies er auf die bestehenden Gedächtnislücken des Anklagenden, der den Schlag nichtmal als solchen durch Bewegungsablauf und Art identifizieren konnte. Er machte ebenso darauf aufmerksam, dass der Einsatzleiter selbst die Verhandlung mit unserem Genossen hätte führen müssen und nicht ein auf physische Auseinandersetzung trainierter Polizist der Hundertschaft.Denn die neutrale Einschätzung eines Bullen, der darauf trainiert wird, ist stark in Frage zu stellen.
Sowohl das Plädoyer als auch der gesamte Prozessverlauf machten unmissverständlich klar, dass keinerlei glaubwürdige und aussagekräfte Beweislage vorhanden ist. Im Gegenteil:Sie zeigte die Willkür und das mutwillig unvollständige und intransparente Vorgehen der Bullen in solchen Einsätzen. Dennoch und das ist wohl eine der wichtigsten Einschätzungen, die bereits viele Fälle empirisch aufgezeigt und zahlreiche Studien belegt haben, ist die vermeintliche Neutralität des bürgerlichen Gesetztes und deren Exekutive keineswegs vorhanden. Sie handeln im Interesse der Herrschenden und unterdrücken progressive, revolutionäre Kräfte zum Schutz des Kapitals. Und so wurde unser Genosse durch die Richterin schuldig gesprochen, die sich auf die vermeintliche Glaubwürdigkeit und die ruhig und reflektiert geschilderten Aussagen des anklagenden Cops berief und diesen mehr Wert und Vertrauen schenkte als der Glaubwürdigkeit unseres zu Unrecht verurteilten Genossen.Er wurde nach Jugendstrafrecht zu einer Geldstrafe von 100€ der entstandenen Gerichtskosten sowie zur Absolvierung der erwähnten Beratungssitzungen verurteilt.
Wieder traf es einen von uns und wieder hätten wir es alle sein können. Denn die Repression der Bullen und des Staates trifft in ihrer justizialen Willkür Einzelne, aber meint uns alle. Wir gehen gestärkt aus dem Prozess, indem wir in unserer solidarischen Arbeit die Betroffenen unterstützen und unsere Praxis stetig weiterentwickeln. Denn Repression zeigt immer, dass wir sie dort treffen, wo sie uns fürchten.
Am Montag jährte sich der Todestag von Habil Kılıç zum 21. Mal.
Der 38-jährige Familienvater wurde am 29. August 2001 in seinem Lebensmittelladen in Ramersdorf von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos vom „Nationalsozialistischen Untergrund” (NSU) ermordet. Gegen 10 Uhr fuhren die beiden mit dem Fahrrad zum Tatort direkt neben einer Polizeiwache und erschossen Kılıç kaltblütig. So wie bei den anderen acht Opfern suchten sie sich ihr Ziel allein aufgrund seiner türkischen Herkunft aus.
Obwohl Zeug*innen die Flucht der beiden Täter der Polizei gemeldet hatten, wurde keine Fahndung aufgenommen. Im Gegenteil: Die Ermittler*innen schlossen einen Tatzusammenhang aus und ermittelten stattdessen in Richtung organisierter Kriminalität, Clanstrukturen und Drogenhandel. Der Name der Sonderkommision verdeutlicht das nochmals: SoKo Halbmond.
Die Folgen waren für die Familie gravierend. Während sie noch um ihren Mann und Vater trauerten, kam die Polizei mit Drogenspürhunden in ihre Wohnung. Die Tochter wurde von der Schule ausgeschlossen, da die Schulleiterin befürchtete, die Täter könnten auch in der Schule zuschlagen. Sogar in der Türkei wurden Ermittlungen bei Angehörigen durchgeführt. Diese rassistischen Ermittlungsmethoden traumatisierten die Familie nachhaltig.
Im gesamten NSU-Komplex war zu beobachten, dass all das keinen Einzelfall darstellt. Erst viele Jahre nach dem ersten NSU-Mord zog die Polizei ein rechtsterroristisches Motiv in Erwägung. Währenddessen ermöglichte der Verfassungsschutz durch seine Finanzierung von V-Männern überhaupt erst das Agieren des NSU über Jahre hinweg. Fast die Hälfte der Mitglieder des „Thüringer Heimatschutz”, der Vorgängergruppe des NSU, wurde durch den Verfassungsschutz bezahlt.
Der strukturelle Rassismus in deutschen Behörden führt dazu, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht vor Angriffen geschützt werden, während Neonazis unbehelligt morden können. Der NSU wurde bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Die Justiz belässt es bei milden Strafen und Ermittlungseinstellungen.
Daher müssen wir uns selbst organisieren und rechte Tendenzen immer und überall bekämpfen!
Gestern besuchten wir Habil Kılıçs Todesort, um gemeinsam an ihn zu gedenken und ein Zeichen zu setzen. Diese grausame Tat, der Mord an Habil Kılıçdurch Rechtsextremisten, darf nicht in Vergessenheit geraten!
Lasst uns gemeinsam rechten Terror zerschlagen und die antifaschistische Aktion aufbauen!
Am Rande einer Querdenken-Demonstration 2020 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern der rechten Pseudogewerkschaft “Zentrum Automobil” und einigen Antifaschist:innen. 2 Jahre, unzählige Prozesstermine, und Schikanen der Repressionsbehörden später ist es jetzt soweit. Der Genosse Jo aus Stuttgart muss am Montag, dem 22.08. seine 4,5 Jahre lange Haftstrafe in der JVA Ravensburg antreten. Dy wurde bereits vor 2 Wochen in den Regelvollzug überführt.
Aber die antifaschistische Bewegung lässt diese Welle der Repression nicht einfach so auf sich sitzen. Unter der Kampagne “Antifa bleibt notwendig” zeigten sich über die letzten 2 Jahre bundesweit Menschen solidarisch mit den Genossen. Es gab deutschlandweite Mobilisierungen auf ausdrucksstarke, kämpferische Demonstrationen, Solibilder und Graffitis. Auch wir stehen gemeinsam hinter den Genossen. Um unserer Solidarität, aber auch unserer Wut über diese Repression Ausdruck zu verleihen zogen wir vor den Münchner Knast, die JVA Stadelheim und hängten dort gesprühte und gemalte Tapeten auf. Denn: Antifa bleibt notwendig! Und: Solidarität ist unsere Waffe!!!
Wir wünschen den Genossen viel Kraft!
Außerdem rufen wir dazu auf am Montag zu der Kundgebung um 13 Uhr vor die JVA Ravensburg zu kommen um Jo gemeinsam zu verabschieden!!!