Antifaschist*innen dürfen nicht zur OEZ-Gedenkfeier

 
Heute vor fünf Jahren ermordete ein Rassist neun Menschen im Olympia Einkaufszentrum in München. Trotz eindeutiger Indizien wurde die rechte Ideologie, die hinter der Tat steht, lange Zeit von den Behörden geleugnet. Erst nach 3 Jahren und 3 Monaten und langen Kämpfen der Angehörigen wurde das menschenverachtende Motiv des Täters auch offiziell anerkannt. Erst am 4. Jahrestag des Anschlags wurde die Inschrift im Denkmal dementsprechend korrigiert. 
Nachdem die Stadt schon mittags eine offizielle Trauerfeier mit dem Oberbürgermeister Dieter Reiter und dem Ministerpräsidenten Markus Söder mit  nichts als leeren Phrasen abhielt, kam es um 17 Uhr zu einer zweiten Trauerfeier vom lokalen Bezirksausschuss. Dem Wunsch der Angehörigen eine Gedenkkundgebung während der Tatzeit abzuhalten, der von der Stadt immer wieder ignoriert wurde, ist heute zum ersten Mal nachgekommen worden. Den Verwandten und Freund*innen der Opfer wurde aber auch bei dieser Veranstaltung wenig Raum für eigene Worte gegeben. So musste die Anwältin der Opfer extra eine eigene dritte Kundgebung danach anmelden. Schon die letzten Jahre und auch heute wünschten sie sich einen stärkeren antifaschistischen Ausdruck um auf den strukturellen Rassismus und das Versagen der staatlichen Institutionen hinzuweisen. Als antifaschistisches Treffen wollten wir gemeinsam mit der Familie trauern aber auch diesen Ausdruck auf die Veranstaltung tragen. Wir sagen wollten, da dies aktiv von der Polizei unterbunden wurde.
Als wir in einer kleinen Gruppe mit zwei Antifa-Fahnen und Schildern die Veranstaltung besuchen wollten, wurden die Polizist*innen gleich ganz nervös. Der Weg wurde uns grundlos versperrt,  wir wurden dann eingekesselt und unsere Kundgebungsmittel sofort fotografiert. Unter Androhung von Zwang wurden wir aufgefordert unsere Personalien anzugeben. So standen wir eine Weile im Kessel und vom Einsatzleiter Martin Bachmaier fielen Sätze wie: “Wenn hier einer von Euch einem meiner Kollegen Rassismus unterstellt, fährt er ein.” Als wir dem Zeigen der Personalien nicht nachkamen, wurden wir einzeln nach einander abgeführt, durchsucht und uns wurden Platzverweise erteilt. Auch die Passant*innen die diesen Skandal mitbekamen, reagierten mit Unverständnis und Wut. Die Begründung der Polizei war, dass die Veranstaltung nicht politisiert werden sollte. Wir würden mit unseren Fahnen bloße Ideologie verbreiten, die hier unangebracht sei und würden die Gedenkveranstaltung für unsere Inhalte missbrauchen. Die Trauerfeier eines rassistischen Anschlags eines Nazis bei dem alle staatlichen Behörden versagt haben, derart zu entpolitisieren ist eine Verhöhnung des Kampfes der Angehörigen.
Antifaschist*innen bei einem solchen Anlass zu kriminalisieren relativiert die Gefahr von Rechtsterrorismus und zeigt auf wessen Seite die Polizei steht.
Auch bei der ersten Trauerfeier, bei der ironischerweiße Markus Söder von der CSU mehr Redezeit hatte als die Rednerin der Angehörigen wollten wir schon ein Zeichen hinterlassen. Wir hatten zwei große Gedenkschilder und Rosen dabei, die wir am Denkmal niederlegen wollten. Bereits dafür wurden wir schon nicht zum Denkmal gelassen, da die “Sicherheit” der anwesenden Politiker*innen wichtiger war als antifaschistisches Gedenken.
Wir sind wütend aber nicht überrascht und werden umso stärker gemeinsam kämpfen!
Wir Gedenken Sevda Dağ, Chousein Daitzik, Selçuk Kiliç, Guiliano-Josef Kollmann, Can Leyla, Janos Roberto Rafael, Armela Segashi, Sabina Sulaj und Dijamant Zabergja!