Rückblick: Kampagne in Gedenken an Georg Elser – Widerstand heißt handeln!

Am 08. November 2019 jährte sich zum 80. mal der Jahrestag von Georg Elsers Attentat auf die Führungs-Clique der Faschisten im Münchner Bürgerbräukeller.

Georg war ein Genosse, der sein Leben für den antifaschistischen Widerstand riskierte und schließlich auch verlor. Damit sein Leben und Handeln unvergessen bleibt und damit wir daraus Lehren für die Zukunft ziehen können, ist es ein wichtiger Teil unseres Kampfes, die Erinnerung an Widerstandskämpfer wie Georg Elser hochzuhalten. Aus diesem Grund organisierten wir in den Wochen vor dem 08. November einige Aktionen mit Bezug zu Georg Elser und schließlich eine Demo am Jahrestag.

Wir mobilisierten mit Flyern, Plakaten, Aufklebern und einem kleinen Mobi-Video (zu finden auf unserer Facebook-Seite) für die Kampagne. Damit konnten wir viele Menschen auf die Thematik und konkret auch auf unsere Aktionen aufmerksam machen.

Am 03. November organisierten wir einen Stadtspaziergang zum Thema “Widerstand gegen den Nationalsozialismus in München”. Dabei wurde insbesondere das Leben von Kämpfer_innen dargestellt, die aufgrund ihrer politischen Überzeugung in der bürgerlichen Geschichtsschreibung unterschlagen werden. Wir kamen zum Beispiel am Wohnhaus von Georg Elser, des Ehepaars Branz(SPD) und Beimler (KPD) vorbei. Wir gedachten Walter Klingelbeck, der sich bereits als Jugendlicher im Widerstand anschloß und mit 19 in Stadelheim hingerichtet wurde. Die Referentin schaffte es gekonnt , die verschieden Möglichkeiten und Formen des Widerstands zu beleuchten. Es beteiligten sich knapp 50 Personen.

Am 05. November durften wir Heiner Jestrabek (Publizist, Mitbegründer des Georg-Elser-Arbeitskreis Heidenheim) bei unserer Antifa-Boazn begrüßen. Der Referent berichtete äußert interessant und informativ über das Leben und Wirken von Georg Elser. Ein weiterer Schwerpunkt war die Verbindung von antifaschistischer Erinnerungspolitik mit aktuellen antifaschistischen Kämpfen.

Am Abend des 08. November fand schließlich die Demonstration in Gedenken an Georg Elser statt.
Wir starteten vor dem DGB-Haus, wo gleichzeitig ein Antifa-Kongress begann. Für einen lächerlich kleinen Haufen von Faschist_innen fuhr die Polizei ein Groß-Aufgebot auf, damit diese sich das ganze Wochenende vor dem Kongress die Beine in den Bauch stehen können.
Ein Genosse von der ver.di-Jugend München betonte in seiner Rede, dass sich Gewerkschaft und Antifa nicht trennen lassen. In unserer Rede thematisierten wir die Legitimität des Attentats und unsere Verpflichtung es nie wieder so weit kommen zu lassen.
Wir starteten die Demonstration mit ca. 100 Leuten und zogen mit kämpferischer Stimmung über das Sendlinger Tor, hin zum Isartor und von dort zum Endpunkt der Demonstration, dem Gasteig (früherer Standort des Bürgerbräukellers). Über den kompletten Verlauf der Demo wurden Parolen wie ”Alle zusammen gegen den Faschismus”, ”Ob CSU oder AfD, stoppt den Rechtsruck in der BRD” oder ”Staat und Nazis Hand in Hand – Unsere Antwort Widerstand” gerufen. Es gab immer wieder kurze Redebeiträge vom Lautsprecherwagen, um die Passant_innen über den Anlass unserer Demonstration zu informieren und es wurden Flyer verteilt.
Auf dem Abschlusskundgebung hielt schließlich noch der Antifaschistische Aufbau München eine Rede, in welcher es um die Notwendigkeit des Aufbaus einer handlungsfähigen Antifaschistischen Aktion ging.

Im Folgenden dokumentieren wir noch unsere Rede auf dem Demonstration:

“Heute jährt sich zum 80. Mal der Sprengstoffanschlag des antifaschistischen Widerstandskämpfers Georg Elser auf die Führungsclique der Nazis im Münchner Bürgerbräukeller.
Elser wollte mit seinem Attentat den Verlauf der Geschichte ändern. Er wollte weitere Verbrechen der Faschisten verhindern – unter anderem den Krieg, welchen er bereits seit 1938 kommen sah und der zum Zeitpunkt des Anschlags bereits begonnen hatte.
Dazu klaute er Sprengstoff, konstruierte einen Zeitzünder und höhlte in über 30 Nächten eine Säule im Bürgerbraukeller aus. Auf sich allein gestellt und ständig in Gefahr, entdeckt zu werden.
Am 8. November 1939 um 21.20 Uhr explodierte seine Bombe – leider 13 Minuten zu spät. Hitler hatte den Saal schon verlassen.
Wir wissen nicht, was geschehen wäre, wenn der Plan aufgegangen wäre. Aber es wäre ein Chance gewesen, dass das faschistische Regime ins Wanken gekommen wäre.

Wir gedenken heute Georg Elser, weil er das richtige getan hat. 1939 war der Anschlag von Elser das angemessene Mittel, um gegen die Faschisten vorzugehen.
Bereits 1 Jahr zuvor, am 9. November 1938, stürmten Faschisten hunderte Synagogen, tausende Geschäfte und Wohnungen und setzten sie in Brand. Jüdinnen und Juden wurden ihres Besitzes beraubt, zur Auswanderung gezwungen, in den Selbstmord getrieben, in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. Das Pogrom war Teil der Vorbereitung auf die planmäßige Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas im Rahmen des Eroberungs- und Vernichtungskrieges der Faschisten.
Festhalten lässt sich, dass die Wahl der Mittel im antifaschistischen Kampf immer eine politische Entscheidung sein muss.

Obwohl Elser alles für seinen Anschlag riskiert und geopfert hatte, konnte er weder den Vernichtungskrieg der Nazis verhindern noch ihren Völkermord an Millionen Jüd_innen, Sinti und Roma, sowjetischen Kriegsgefangenen, politischen Gefangenen, Zwangsarbeiter_innen, Homosexuellen und allen, die von der faschistischen Ideologie als „nicht lebenswert“ erklärt wurden.
Auch Georg Elser wurde kurz vor der Befreiung durch die Alliierten am 9. April 1945 von den Nazis im KZ Dachau ermordet.

Heute bezeichnet Alexander Gauland die Zeit des deutschen Faschismus als „Vogelschiss in der Geschichte“. Björn Höcke bezeichnet das Denkmal für ermordeten Juden Europas als „Denkmal der Schande“. Die AfD – eine Partei mit einem faschistischen Flügel – sitzt in allen Parlamenten. Faschisten trauen sich immer öfter und an immer mehreren Orten offen auf der Straße aufzutreten. Und die Zahl der Angriffe gegen Menschen, welche nicht in das faschistische Weltbild passen, steigen immer weiter an. Bis hin zu Mordanschlägen wie in Kassel, Halle oder die Morde des NSU. Dazu kommen faschistische Netzwerke in den Sicherheitsbehörden und eine deutschen Außenpolitik, die wieder „Verantwortung in der Welt“ übernehmen will, also im Zweifel Krieg führen für die Interessen des deutschen Kapitals.
Die Geschichte mahnt uns, dass wir es nicht wieder so weit kommen lassen dürfen. Der Faschismus hätte früher verhindert werden müssen und zwar durch die gemeinsame Aktion der Linken und der Arbeiter_innen-Bewegung! Zum Zeitpunkt des Anschlags waren die Organisationen der Arbeiter_innen-Bewegung jedoch schon lange zerschlagen und Georg Elser hat noch einmal alles in seiner Macht stehende versucht.
Wir müssen die richtigen Lehre daraus ziehen, wie wir heute eine antifaschistische Bewegung aufbauen können, an der sich alle antifaschistisch eingestellten Menschen beteiligen können und die gleichzeitig den Faschismus richtig analysiert und sich gegen Schläge des Staates und der Rechten verteidigen kann.

Unsere Losung muss heißen: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!

Alle zusammen gegen den Faschismus!”