Am Samstag, den 26.10., waren wir gemeinsam mit 100 Antifaschist*innen aus Bayern in Geiselhöring gegen rechte Strukturen auf der Straße.
In der Vergangenheit hat sich das Dorf immer wieder als Ort für rechte Umtriebe herauskristallisiert. So gab es auch Ende der 90iger und Anfang der 2000er Jahre große antifaschistische Proteste und Interventionen Vorort. Durch diese schloss zum Beispiel der damals dort ansässige Ladenverkauf des faschistischen Wikingerversand. Online wurde dieser aber von Geiselhöring aus noch weiter betrieben. Auch die faschistische Rocker- und Motorradcrew Katanas MC nutzten die für sie ruhigen Jahre für sich. Sie bauten sich auf und organsieren am Ortsrand in ihrem Clubhaus Rechtsrockkonzerte.
Nachdem wir zunächst drei kämpferische Reden von Know Your Neighbours Geiselhöring, der kommunistischen Gruppe Bayreuth und dem Antifa Stammtisch München gehört haben, zogen wir als kämpferische Demonstration durch das Dorf. Mit Parolen wie “Aufruhr, Widerstand es gibt kein ruhiges Hinterland” machten wir klar, dass Nazis sich nicht mehr sicher fühlen können, egal wie weit am Land sie sich verstecken.Dies haben wir als Block direkt praktisch bewiesen und umstellten ein paar Nazis, die pöbelnd an einer Ecke standen, um ihnen klar zu machen, was wir von ihnen halten… und zwar nichts.
Die Bullen machten direkt was sie am besten können und stellten sich schützend vor die Faschos.
Selbstbestimmt zogen wir dann weiter zur Abschlusskundgebung und hörten Reden vom OAT Ingolstadt, Genoss*innen aus Regensburg und vom OAP Rosenheim.
Dieser Tag war nur der Anfang.
Ob in Geiselhöring oder sonstwo.
Antifa bleibt Handarbeit!
Anbei unser Redebeitrag:
Liebe Genoss:innen, Liebe Geiselhöringer:innen,
wir, der Antifa Stammtisch München, wurden eingeladen um unsere niederbayerischen
Genoss:innen bei dieser Demo heute gegen örtliche Nazistrukturen zu unterstützen. Nazistrukturen, die hier in der Region Straubing eine langjährige Tradition haben. Seit mindestens 1998 agierte beispielsweise der neonazistische Wikingerversand, eines der etabliertesten und umsatzstärksten
Geschäfte dieser Art. Neben dem Onlineversand existierte lange Zeit auch ein Laden in
Geiselhöring. Doch der Wikingerversand ist nicht die einzige rechte Scheiße in dieser Gegend. Die örtliche Faschistenszene kann auf mehrere Immobilien und langjährig aufgebaute und etablierte Strukturen auf verschiedenen Ebenen zugreifen. Deutlich werden diese verschiedenen Ebenen bei Menschenfeinden wie Sascha Roßmüller. Neben seiner Politkarriere bei der NPD, jetzt “die
Heimat”, mit in Zahlen 6 gescheiterten Kandidaturen für Landtag, Bundestag und EU-Parlament ist er seit vielen Jahren Mitglied des Bandidos MC und wie man hört mittlerweile Teil der örtlichen Führungsriege.
Dieser oberflächliche Blick auf örtliche Problemlagen gibt Hinweis darauf, dass es sich bei starken faschistischen Strukturen nicht, wie es uns die bürgerliche Presse meist erklären will, um ein neues, ostdeutsches Phänomen, sondern um eine historisch gewachsene BRD-Problematik handelt. Die je nach gesellschaftlicher Lage schwächelnden oder erstarkenden Neonazistrukturen sind dabei nur ein kleiner, wenn auch nicht zu unterschätzender Teil des so genannten Rechtsrucks. Bei der Landtagswahl letztes Jahr hier in Bayern erreichten rechte Parteien in Form von AfD, CSU und Freien Wähler an die 70 Prozent. Der Rechtsruck im Wahlverhalten lässt auch die Parteien der so genannten Mitte nicht kalt. Die AfD treibt die anderen bürgerlichen Parteien vor sich her, deren Spitzenpolitiker versuchen sich mit Abschiebeversprechungen und reaktionärem Staatsumbau
gegenseitig zu überbieten. Die Ampelparteien setzen mit den neuen Asylgesetzen und Kürzungen in quasi jedem sozialen Bereich wie beim Bürgergeld und den Mitteln für Inklusion Forderungen der AfD um. Dabei lässt sich weder die Entwicklung im öffentlichen Diskurs noch das Regierungsverhalten nur mit dem Erstarken der AfD erklären, es stellt jedoch einen der entscheidenden Faktoren dar. Das Erstarken rechter Kräfte zeigt sich auch auf der Straße, die Bilder von Hitlerfans die sich zu Gegendemos gegen die CSDs in beispielsweise Bautzen oder Leipzig zusammengefunden haben, haben wir alle gesehen. Doch dabei ist es nicht geblieben, auch beim Landshuter CSD hatten sich davon inspiriert Faschos angekündigt. Daher standen auch wir auf der Matte, um unsere niederbayerischen Genoss:innen beim Widerstand gegen die Rechtsradikalen und beim Schutz des CSDs zu unterstützen. Bei unserer kollektiven Anreise soll es laut Anschuldigung der Bullen zu einer Auseinandersetzung mit Faschisten vom “dritten Weg” gekommen sein. Die Bullen nutzten diese Anschuldigung um bei 5 Genoss:innen um 6 Uhr morgens einzulaufen und alles einzusacken, was sie in die Finger bekamen. Unterstützt gerne unsere Crowdfunding-
Kampagne um den Schaden, den die Staatsbüttel angerichtet haben, zu ersetzen. So wie wir auf der Straße entschlossen dem Rechtsruck bzw. den Rechten entgegetreten, müssen wir das auch gegen ihren politischen Einfluss tun. Aktionen wie hier heute in Geiselhöring sind ebenso wichtig wie die Begleitung des Wahlkampfs für die Bundestagswahl im nächsten Jahr. Dabei ist es nicht nur notwendig, Position gegen alle rechten Kräfte zu beziehen sondern auch Positionen für unsere Interessen, also die der lohnabhängigen Klasse, zu formulieren und diese mit der selben Entschlossenheit zu erkämpfen mit der wir uns auch den Faschisten entgegenstellen. Wir befinden uns in einem Kampf um die Köpfe und diesen können wir nur gewinnen wenn wir ehrlich für die Interessen der Ausgebeuteten und Unterdrückten einstehen. Zu dieser Ehrlichkeit gehört es, zu benennen, dass die aktuell aktiven Parteien keine Politik für uns Lohnabhängige machen und dass Rechte uns Ausgebeutete spalten. Sollte die AfD in Regierungsverantwortung kommen, würde sich
das Leben aller Lohnabhängigen nochmal drastisch verschlechtern.
In diesem Sinne liebe Geiselhöringer:innen, liebe Passant:innen, liebe Genoss:innen, kämpft in eurem Interesse:
Rassismus spaltet, Klassenkampf vereint!
Antifa bleibt Handarbeit!