Am Samstag, den 26.07.2025, fand in Wolfrathshausen zum ersten Mal eine Demonstration anlässlich des Christopher Street Day statt. Über 400 Menschen nahmen sich trotz starken Regens die Straße, um für die Gleichberechtigung von queeren Menschen und gegen das Patriarchat einzustehen.Die bunte und kraftvolle Parade setzte damit ein wertvolles politisches Zeichen. Gerade in ländlicheren Regionen sind queere Menschen besonders von Ausgrenzung und Unterdrückung auch im Alltag betroffen.

Die kämpferische Stimmung spiegelte sich auch in Kunstbeitragen und Reden auf der Abschlusskundgebung wieder.:
Neben Reden über zum Beispiel die Situation für queere Menschen im Oberland, sprach auch eine Rednerin vom Solikreis München für Hanna – einer Antifaschistin, die im sogenannten „Budapest-Komplex“ durch massive stattliche Repression betroffen ist.Die Rede konzentrierte sich in diesem Fall aber besonders auf Maja – eine queere Antifaschist:in -, die ebenso von der Repression im „Budapest-Komplex“ betroffen ist.
Majas Situation ist besonders verschärft. Maja wurde vor über einem Jahr von den deutschen Behörden rechtswidrig in das rechts-autoritäre Ungarn ausgeliefert. Eine Regierung, welches queere Menschen nicht anerkennt, sondern sie für ihre Sexualität und Geschlechteridentität politisch unterdrückt und verfolgt. So wurden von der ungarischen Regierung erst jüngst CSD-Paraden im Land verboten.Maja befindet sich in Ungarn unter menschenfeindlichen Haftbedingungen in Isolationshaft. Die Forderung nach einer Rücküberführung nach Deutschland, welche Maja durch einen Hungerstreik versuchte zu erwirken, wurde ignoriert, die Bedingungen sogar noch prekärer gestaltetAber nicht nur die ungarische Regierung versperrt sich vehement, auch die deutschen Behörden machen nichts um ihr Vergehen der rechtswidrigen Auslieferung rückgängig zu machen. Es bleibt aun uns über Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen weiter Druck aufzubauen, um Maja zu unterstützen und eine Rückführung zu erwirken.

Auch wir – als Antifa Stammtisch München – hielten eine Rede. In dieser betonten wir, wie wichtig es ist queere und antifaschistische Kämpfe zusammenzudenken. Dabei betonten wir die Notwendigkeit gemeinsamen Selbstschutz aufzubauen, um sich im Alltag und auf Demonstrationen gegen rechte und queerfeindliche Übergriffe wehren zu können.In der Rede machten wir klar, dass dies nicht erst beim aktiven Schutz beginnt, sondern schon damit sich gegen die Kommerzialisierung von CSD-Paraden zu werden und sie politisch zu halten.Unsere Rede findet ihr auf unserer Website, genau, wie den Flyer, den wir verteilt haben. Diesen könnt ihr auch gerne ausdrucken und selbst benutzen, wenn es euch in eurer politischen Arbeit hilft.
Wir freuen uns, dass der CSD in Wolfrathshausen diese Prinzipien in der Gestaltung inne hatte und das er so erfolgreich war. Es legt eine Basis für die nächsten Jahre, die dem Rechtsruck entgegenwirken kann und Menschen empowert für sich und andere einzustehen.Hier auch vielen Dank an den Orga-Kreis, die uns gegenüber offen war, auch wenn die Polizei durch zum Beispiel gezielte Vorkontrollen bei den antifaschistischen Anreise aus München ein anderes Bild malen wollte.


Bei dem Demozug selbst kam es zu keinen Störungen rechter Kräfte. Lediglich ein paar Jungfaschos beäugten den Demozug kritisch von außen und wollten Fotos machen. Dies konnte durch Abschirmen und Zurückdrängen gut verhindert werden.Wir freuen uns auf nächstes Jahr und sehen den CSD in Wolfrathshausen als einen Lichtblick in stetigen Rechtsruck, in dem sich die Gesellschaft gerade befindet.

Unsere Rede:
Wir befinden uns in einer Phase des Rechtsrucks. Die “AfD” bekommt mehr Zulauf denn je. Und die Positionen aller anderen Parteien rutschen auch mehr und mehr nach rechts.
Bereits von uns, der arbeitenden Klasse, errungene Zugeständnisse – wie der 8-Stunden Tag – werden angegriffen. Die Inflation der letzten Jahre zerrt immer noch an unser aller Geldbeutel. Der Soziale Haushalt wird gekürzt. Die Leidtragenden sind vorallem queere Menschen und Frauen. Anstatt das zu polarisieren, sind Aufrüstung und Diskussionen über Wehrpflicht Alltagsthemen.
Diese Entwicklungen sind für uns alle spürbar, und es ist einfach, in dieser Situation Sündenböcke wie Migrant:innen, Obdachlose und sozial Schwache zu beschuldigen. Einfacher – und sehr viel günstiger für diejenigen, die am Ende tatsächlich sogar an dieser Krise verdienen: die Reichen und Mächtigen in diesem System. Faschist:innen und Rechte treiben den Diskurs auf die Spitze und schütten Öl ins Feuer, indem sie ihre Feindbilder in dem Diskurs kanalisieren. Darunter auch queere Menschen.
Die Diskursverschiebung nach rechts, perfide Medienhetze und Stimmungsmache führt zu – überraschung – tatsächlich steigender Gewalt gegen Migrant:innen, Queere Menschen und alle anderen, die nicht in das Menschenverachtende Weltbild der Täter:innen passen. Während Freiräume wie die CSD-Paraden noch vor ein paar Jahren großteils ungestört stattfanden, erleben wir heute eine erschreckende Zunahme von Gegenprotesten von rechten Akteur:innen bis zu organisierten Faschist:innen. So zum Beispiel in Magdeburg, Berlin, Leipzig oder Chemnitz. Bei dem CSD in Bautzen traten 700, teils gewaltbereite Nazis den Tausend Paradeteilnehmenden gegenüber. Bundesweit hetzt von den Ablegern der Identitäten Bewegung bis hin zur Jugendorganisation der “AfD” mit dem Label “Stolzmonat” gegen ein freies Leben von uns Allen!
Praktische Unterstützung bei Gewalt gegen oder Bedrohung von queeren Personen gibt es wenig. Es bleibt bei erschrockenen Artikeln in der Lokalzeitung. Dabei könnten Konzerne wie BMW oder Allianz, die seit Jahren mit bunt schillernden Wagen – vollbepackt mit Werbeartikeln in Regenbogenfarben – auf den CSDs der Großstädte unterwegs sind, doch große Kampagnen gegen Queerfeindlichkeit fahren. Sich Einsetzen gegen die steigende Bedrohung. Gegen den Rechtsruck. Doch es gibt gute Gründe für sie, das nicht zu tun. Konzerne wie die oben genannten sind genau so lange “woke” oder “feministisch” wie das ihren Profitinteressen nützt. Sprich – so lange wie ihre kaufende Zielgruppe großteil ebenfalls “woke” ist und ihnen die Teilnahme an einem CSD damit Imagetechnisch nützt. Dass das ganz schnell umschlagen kann, sehen wir zum Beispiel auch anhand den aktuellen Entwicklungen in den USA. Schlägt ein Rechtsruck sich auf den Großteil der Bevökerung nieder, so ändert sich die Strategie der großen Firmen – die CSD-Paraden dort, sowie der Pride Month insgesamt ist deutlich leergefegter von Regenbogen-Firmenlabels, als noch vor einigen Jahren. Kämpfen und uns schützen macht also niemand für uns – das müssen wir selbst in die Hand nehmen.
Freiräume und Sichtbarkeit, Ansätze von Gleichberechtigung, die wir uns erkämpft haben, dürfen wir uns nicht mehr nehmen lassen! Wir dürfen uns nicht mehr zurückdrängen lassen, in eine Angst vorm Outing, Angst vor Ausgrenzung, Angst vor Gewalt!
Die Rechten einfach reden lassen, sie ignorieren, wird das Problem nicht lösen. Wo man die Rechten in Ruhe lässt, breiten sie sich aus, organisieren und vernetzen sich, werden stärker. Wir müssen ihnen entgegentreten, ihre lächerlichen Argumentationsstränge als Scheinlösungen entlarven und ihnen Räume und Diskiurse streitig machen. Das schafft niemand alleine. Um eine Schlagkraft gegen Rechts werden zu können, müssen wir uns zusammenschließen, uns organisieren, Antifaschismus in allen erdenklichen Formen auf die Straße und in die Gesellschaft tragen. Verlässliche Bündnispartner:innen finden. Uns vernetzen und bilden. Antifaschistischen, queeren Selbstschutz organisieren.
Unser Flyer:





