Gestern, am 8. Mai 2025, jährte sich zum 80. Mal der Tag der Befreiung vom deutschen Faschismus. Für uns – als Antifaschist:innen und Teil einer revolutionären Bewegung – hat dieser Tag eine historisch zentrale Bedeutung. Er erinnert uns daran, warum und wofür wir kämpfen. Für uns ist es unverständlich, wie sich große Teile der Münchner Linken an diesem Tag so passiv verhalten.
Am 8./9. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht bedingungslos vor der Roten Armee und den Alliierten. Mit diesem historischen Ereignis endeten der Zweite Weltkrieg und die Schreckensherrschaft des deutschen Faschismus.
Wir erinnern an die Millionen, die dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer fielen: An Jüd:innen, Sinti und Roma, an alle politisch Verfolgten. An Menschen, die wegen ihrer Sexualität, ihrer Herkunft, ihrer Behinderung oder ihres Glaubens entrechtet, verschleppt und ermordet wurden.
Ebenso gedenken wir derer, die Widerstand leisteten – ob als Partisan:innen, in der Roten Armee, in klandestinen Gruppen in Städten und Betrieben, als Zivilist:innen, die sich dem NS-Regime widersetzten. Sie alle sind Vorbild für uns im antifaschistischen Kampf heute. Denn auch wenn der deutsche Faschismus an der Macht am 8. Mai 1945 militärisch besiegt wurde, sind seine ideologischen und organisatorischen Überreste bis heute aktiv – in rechten Netzwerken, auf den Straßen und in den Parlamenten. Der Faschismus erstarkt folglich wieder in Zeiten der kapitalistischen Krise.
Gerade deshalb sind wir gestern gemeinsam mit Gewerkschafter:innen und Internationalist:innen auf die Straße gegangen – um zu erinnern, zu gedenken und zu warnen: Damit sich die Geschichte – morgen nicht wiederholt.
Die Zusammensetzung der Demonstration zeigt: Es gibt ein Fundament, auf dem wir aufbauen können.
Denn für uns ist klar: Faschismus an der Macht ist keine historische Anomalie, sondern das mögliche Ergebnis kapitalistischer Krisen.
Wenn die herrschende Klasse ihre Macht nicht mehr anders sichern kann, greift sie zu autoritären Mitteln – in letzter Konsequenz im Bündnis mit faschistischen Kräften und gesteht diesen die Herrschaft zu, um ihre Interessen verteidigt zu bekommen. Solange der Kapitalismus besteht, bleibt die faschistische Gefahr real. Deshalb braucht es eine geeinte Arbeiter:innenklasse – über nationale Grenzen hinweg –, die sich nicht spalten lässt und sich gemeinsam dem wahren Feind entgegenstellt: dem kapitalistischen System und faschistischen Ausprägungen.
Auf der Auftaktkundgebung am Geschwister-Scholl-Platz richtete unter anderem Ernst Grube ein bewegendes Grußwort an uns. Er ist einer der letzten Zeitzeugen und Holocaust-Überlebenden des deutschen Faschismus aus München. Seine Familie ist jüdisch. Sein Vater war in der KPD. Gemeinsam mit seiner Familie wurde er im Jahr 1945 nach Theresienstadt deportiert. Ernst Grube selbst blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg sozialistisch und in der Friedensbewegung organisiert. Seine Geschichte und sein lebenslanges Engagement gegen Faschismus und Krieg machen deutlich, wie wichtig Erinnern und Widerstand auch heute noch sind.
Eine weitere Rednerin widmete sich der Rolle der Sowjetunion im Kampf gegen den deutschen Faschismus. Sie prangerte den Geschichtsrevisionismus der BRD an, die in offiziellen Erzählungen die entscheidende Rolle der Sowjetunion verschweigt und damit suggeriert, die USA und Großbritannien hätten Deutschland im Alleingang besiegt.
Dabei war es die Sowjetunion, die die Hauptlast des Krieges trug: 27 Millionen Sowjetbürger:innen wurden durch den deutschen Vernichtungskrieg getötet. Ohne den Einsatz der Roten Armee wäre der militärische Sieg über den Nationalsozialismus nicht möglich gewesen.
Sie war aber nicht einfach nur ein militärischer Gegner der deutschen Wehrmacht – sie war Trägerin eines völlig anderen Gesellschaftsentwurfs. Während der Faschismus auf Rassismus, Antisemitismus, Militarismus und kapitalistischer Ausbeutung beruhte, verkörperte die Sowjetunion ein sozialistisches Projekt – den Versuch, eine Welt ohne Profitlogik, Ausbeutung der Arbeiter:innenklasse und Herrenmenschenideologie zu schaffen. Wie später auch in unserer Rede deutlich gemacht wurde.
Die fortschreitende antikommunistische Propaganda findet ebenso Ausdruck in den aktuellen Verboten sowjetischer Symbole auf Gedenkveranstaltungen rund um den 8. Mai, wie es beispielsweise in Berlin wieder der Fall war. Dahinter steckt Kalkül. Hintergrund ist nicht die propagierte Verurteilung des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Vielmehr ist es der Versuch der herrschenden Politik, die Sowjetunion – und mit ihr den Sozialismus – als reale Alternative zum Kapitalismus zu delegitimieren und zu dämonisieren.
Denn genau das macht den Sozialismus gefährlich für die herrschende Ordnung: Er bietet ein alternatives Gesellschaftsmodell, in der nicht Profite weniger, sondern die Bedürfnisse der Mehrheit zählen. Die Geschichte der Sowjetunion liefert – trotz ihrer Fehler – wichtige Erkenntnisse für den Aufbau einer solidarischen klassenlosen Gesellschaft, jenseits von Kapital und Krieg um Profite. Aus den Fehlern müssen wir lernen, auf den Grundsätzen und Erfahrungen können wir aufbauen, um mit der Revolution die Gesellschaft von ihren Zwängen und der Ausbeutung zu befreien.
Heute – in Zeiten der erstarkenden kapitalistischen Krise – erleben wir, wie sich die gesellschaftlichen Verhältnisse wieder zuspitzen. Die Bundesregierung steckt Hunderte Milliarden in Aufrüstung, während sie einen autoritären Staat aufrüstet und sich auf neue Kriege vorbereitet. Das im Namen nationaler Kapitalinteressen und globaler Machtansprüche. Gleichzeitig werden Grundrechte abgebaut und die jahrelang vorherrschende Sozialpartnerschaft von oben aufgekündigt.
Wir – die internationalen Arbeiter:innen – sollen den Preis dafür zahlen: auf dem Schlachtfeld, in der Fabrik, an den Außengrenzen Europas. Kapitalismus bedeutet Krieg! Ob in Gaza, in der Ukraine oder im Mittelmeer. Für Profite wird getötet – und wer sich widersetzt, wird kriminalisiert.
Wer den Faschismus verhindern will, muss den Kapitalismus überwinden. Wer Frieden will, darf zur Aufrüstungspolitik und zur imperialistischen Gewalt nicht schweigen. In diesem Sinne zogen wir als kämpferische Demonstration durch die Straßen. Als antikapitalistischer und antifaschistischer Frontblock führten wir die Demo an und trugen wir die Parole: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“, sichtbar und hörbar durch die Straßen.
Am Platz der Opfer des Nationalsozialismus endete unsere Demonstration mit einem gemeinsamen Gedenken. Wir legten Blumen nieder und hielten eine Schweigeminute ab – in Anerkennung der Vergangenheit und im Bewusstsein unserer Verantwortung für die Zukunft.
Für uns ist klar: Die Geschichte mahnt! Wie es im Schwur von Buchenwald heißt: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“
Kommenden Sonntag, den 11. Mai, treffen wir uns um 8:40 Uhr an der S-Bahn-Station Heimeranplatz (bei den Gleisen) um gemeinsam in die KZ–Gedenkstätte Dachau zu fahren und zu gedenken. Kommt gerne mit!
Am 13. Mai schauen wir um 19 Uhr im Barrio Olga Benario (Schlierseestraße 21), gemeinsam den Film: “Sobibor“(2018) an. Auch hier seid ihr herzlichst eingeladen.
Ansonsten kommt gerne zu unserem kommenden Plenum vorbei, um antifaschistisch aktiv zu werden. Das nächste findet am 27.05. statt. Hier bilden wir uns gegenseitig und planen Aktionen gegen rechte und faschistische Umtriebe in München.Es findet um 19 Uhr im Barrio Olga Benario statt. Denn Erinnern heißt kämpfen, Widerstand heißt Handeln!











