Am 22. Juli jährte sich zum siebten Mal der rechtsterroristische Anschlag am Olympia Einkaufszentrum (OEZ) in München. Zum siebten Mal erinnerten wir den Ermordeten Armela, Can, Dijamant, Guiliano, Hüseyin, Roberto, Sabine, Selçuk und Sevda. Die Demonstration von gut 600 Menschen machte sich lautstark auf den Weg vom Moosacher Bahnhof, dem Viertel in dem die meisten Angehörigen wohnen, in Richtung OEZ. Auch dieses Jahr unterstützten wieder zahlreiche Personen im Kontext rechten Terrors die Initiative. So schlossen sich unter anderem der Solidaritätskreis Justice4Mouhamed, die Initiative 19.Februar Hanau und ein Angehöriger des Attentats in Halle der Demonstration an und hielten emotionale und politsch kämpferische Reden in Andenken ihrer Verstorbenen Kinder, Geschwister und Verwandten und über das politische Versagen im Anschluss der Tat.
Tage wie diese müssen eine zentrale Rolle in unserem Verständnis von Antifaschismus spielen und als solche auch auf der Straße sichtbar werden. Auch dieses Jahr unterstützten wir die Initiative “München erinnern” rund um die Angehörigen bei Mobilisierung, Organisierung und natürlich auf der Straße. In Gedenken der Ermordeten und einem Kampf gegen Faschismus und rechtem Terror auf den Straßen hier und überall. In der Demonstration riefen wir gemeinsam mit Angehörigen Parolen wie “So viele Einzelfälle” oder “Alle zusammen gegen den Faschismus!”. Ein Zusammenschluss von Angehörigen dieser schrecklichen Taten und uns als aktiven Antifaschist:innen ist extrem wichtig und wir wollen gemeinsam mit den Angehörigen das Gedenken mit politischen und kämpferischen Perspektiven verbinden. Dieses Jahr war das Gedenken direkt am OEZ das erste mal komplett von der Initative “München erinnern” gestaltet und es sprachen so viele Familienmitglieder und Freunde der Ermordeten wie noch nie.
Doch wir müssen weiter viel daran arbeiten das der Jahrestag in München und deutschlandweit nicht vergessen wird, auch von Antifaschist:innen. Zum Jahrestag von Hanau gibt es zahlreiche Demonstrationen, selbst in München tritt das Gedenken zeitgleich zu einem Musikfestival in den Hintergrund. Trotz offensichtlicher Hinweise auf das rassistische Motiv des Täters wurde die Tat von den Ermittlungsbehörden als Amoklauf eingestuft und nicht als politisch motivierte Kriminalität anerkannt. Bis heute nennt beispielsweise Innenministerin Nancy Faeser München nicht, wenn sie über rechten Terror redet. Dieses Vergessen müssen wir durchbrechen!
Um Armela, Can, Dijamant, Guiliano, Hüseyin, Roberto, Sabine, Selçuk und Sevda sichtbar zu machen, waren wir am Morgen des Jahrestags in Moosach unterwegs und haben Straßen nach ihnen benannt. Dies ist eine der Forderungen der Angehörigen. Wenn die Stadt aber wenig überraschend damit nicht vorankommt, nehmen wir das eben selbst in die Hand!
Wir müssen aufzeigen warum dieses System wenig Interesse daran hat, den rechten und rassistischen Hintergrund dieser Tat immer wieder klar zu bennenen und gleichzeitig effektiven Antifaschismus kriminalisiert. Unser Ziel muss es sein uns breit zu organisieren und eine reelle Gegenmacht aufzubauen, die dem Faschismus jegliche Handlungsmöglichkeiten raubt. Auch wenn Rechte selbst am Gedenken teilnehmen wollen. Besonders dieses Jahr stellte uns vor zusätzliche Herausforderungen. Türkische faschistische Kräfte in Form der Grauen Wölfe versuchen wie seit Jahren Themen wie diese für ihre angebliche “antirassistische” Propaganda zu nutzen, um so für nationalistische Interessen der Türkei zu werben. Dies brachte einige Schwierigkeiten und Konflikte mit sich, aus denen wir in Zukunft lernen wollen.
In diesen Auseinandersetzungen wurde auch wieder die Rolle der Polizei deutlich, deren Agression und repressive Maßnahmen ausschließlich auf antifaschistische und insbesondere kurdische Personen abzielten, während sich graue Wölfe frei bewegen konnten.
Um an diesem Tag überall in München den Rechten keinen Raum zu geben haben wir ebenfalls in der Früh einen AfD-Infostand am Schweizer Platz erfolgreich gestört. So schrieben die AfD auf ihrer Facebook-Seite vom “nervigen Dauer-Belagerungszustand” und den “AfD-Flyer-Vernichtern von der Antifa”. Wir machen so weiter und kommen wieder, denn aus AfD-Hetze werden irgendwann Taten.
Für Armela, Can, Dijamant, Guiliano, Hüseyin, Roberto, Sabine, Selçuk und Sevda und gegen jeden Faschismus!