Am Montag jährte sich der Todestag von Habil Kılıç zum 21. Mal.
Der 38-jährige Familienvater wurde am 29. August 2001 in seinem Lebensmittelladen in Ramersdorf von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos vom „Nationalsozialistischen Untergrund” (NSU) ermordet. Gegen 10 Uhr fuhren die beiden mit dem Fahrrad zum Tatort direkt neben einer Polizeiwache und erschossen Kılıç kaltblütig. So wie bei den anderen acht Opfern suchten sie sich ihr Ziel allein aufgrund seiner türkischen Herkunft aus.
Obwohl Zeug*innen die Flucht der beiden Täter der Polizei gemeldet hatten, wurde keine Fahndung aufgenommen. Im Gegenteil: Die Ermittler*innen schlossen einen Tatzusammenhang aus und ermittelten stattdessen in Richtung organisierter Kriminalität, Clanstrukturen und Drogenhandel. Der Name der Sonderkommision verdeutlicht das nochmals: SoKo Halbmond.
Die Folgen waren für die Familie gravierend. Während sie noch um ihren Mann und Vater trauerten, kam die Polizei mit Drogenspürhunden in ihre Wohnung. Die Tochter wurde von der Schule ausgeschlossen, da die Schulleiterin befürchtete, die Täter könnten auch in der Schule zuschlagen. Sogar in der Türkei wurden Ermittlungen bei Angehörigen durchgeführt. Diese rassistischen Ermittlungsmethoden traumatisierten die Familie nachhaltig.
Im gesamten NSU-Komplex war zu beobachten, dass all das keinen Einzelfall darstellt. Erst viele Jahre nach dem ersten NSU-Mord zog die Polizei ein rechtsterroristisches Motiv in Erwägung. Währenddessen ermöglichte der Verfassungsschutz durch seine Finanzierung von V-Männern überhaupt erst das Agieren des NSU über Jahre hinweg. Fast die Hälfte der Mitglieder des „Thüringer Heimatschutz”, der Vorgängergruppe des NSU, wurde durch den Verfassungsschutz bezahlt.
Der strukturelle Rassismus in deutschen Behörden führt dazu, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht vor Angriffen geschützt werden, während Neonazis unbehelligt morden können. Der NSU wurde bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Die Justiz belässt es bei milden Strafen und Ermittlungseinstellungen.
Daher müssen wir uns selbst organisieren und rechte Tendenzen immer und überall bekämpfen!
Gestern besuchten wir Habil Kılıçs Todesort, um gemeinsam an ihn zu gedenken und ein Zeichen zu setzen. Diese grausame Tat, der Mord an Habil Kılıçdurch Rechtsextremisten, darf nicht in Vergessenheit geraten!
Lasst uns gemeinsam rechten Terror zerschlagen und die antifaschistische Aktion aufbauen!