8. Mai – Erinnern heißt kämpfen!

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ (Bertolt Brecht)

Am 08. Mai 2019 feiern wir die Befreiung vom deutschen Faschismus, womit sich auch zum 74. Mal die Beendigung des II. Weltkriegs in Europa jährt. Millionen von Menschen verloren damals ihr Leben durch Naziterror, Holocaust und Vernichtungskrieg. An diesem Tag danken wir allen, die für die Befreiung gekämpft haben und gedenken aller, die unterdrückt, eingesperrt und ermordet wurden. Die Losung der Antifaschist*innen, die den Naziterror in Buchenwald überlebten war und ist in ihrem Schwur auf den Punkt gebracht worden: „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“.

Die Keimzellen der faschistischen Bewegung in Deutschland betraten schon vor 100 Jahren die geschichtliche Bühne. Organisiert in Freiwilligenverbänden, sogenannten „Freikorps“, schlugen sie die von Arbeiter*innen und Bürger*innen erkämpften Räterepubliken in Deutschland blutig nieder. Als 1933, geschwächt durch die Wirtschaftskrise, die Weimarer Republik ins Wanken geriet, begegneten die Faschist*innen, unterstützt von Konservativen Kräften, ehemaligen Freikorps und Industriellen, den sozialen Errungenschaften wieder mit Terror und Unterdrückung. Diese Ereignisse erinnern uns daran, dass es für das Kapital immer eine Option ist, sich zur Sicherung ihrer Herrschaft faschistischer Kräfte zu bedienen – gerade in Zeiten von Krisen und sich zuspitzender sozialer Verhältnisse.

In der kapitalistischen Klassengesellschaft, in der wir auch heute noch leben, sind Krisen unumgänglich und große gesellschaftliche Gruppen fürchten den sozialen Abstieg. Die gesellschaftlichen Wurzeln des Faschismus sind daher immer noch vorhanden. Der ständige Konkurrenzkampf bietet, heute wie damals, den Rechten einen Nährboden für die verschiedensten Formen von Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Eine klare Haltung gegen rechte Hetze und Faschismus ist daher heute nötiger denn je.

Beim Kampf gegen Nazis ist dem Staat nicht zu vertrauen

Nach 1945 waren Faschist*innen schnell wieder an einflussreichen Positionen in Justiz, Verwaltung, Ministerien oder Universitäten tätig. Eine besonders beliebte Einsatzstelle für Alt-Nazis war der Verfassungsschutz. Gegründet um die junge Bundesrepublik vor den „Gefahren des Kommunismus“ zu schützen, wurden ehemalige Gestapo- und SS-Männer auf Grund ihrer „Erfahrung“ als besonders geeignet angesehen. Während so gegen die „rote Gefahr“ vorgegangen wurde, konnte sich die extreme Rechte in Deutschland reorganisieren. Die letzte große öffentlich gewordene Verwicklung zwischen Faschist*innen und Verfassungsschutz waren die Morde des „NSU“. Obwohl vieles davon bereits an die Öffentlichkeit gedrungen ist, wurden im NSU-Prozess die Verstrickungen der staatlichen Behörden nicht aufgeklärt. Ganz im Gegenteil, die Akten, die die Geheimdienste nicht schnell genug schreddern konnten, wurden für die nächsten 120 Jahre gesperrt.

Kurz nach Prozess-Ende flog ein rechtes Netzwerk in der Bundeswehr, der Elitetruppe KSK und den Sicherheitsdiensten der Bundesrepublik auf. Diese faschistische Organisation hatte konkrete Umsturzpläne für den Krisenfall ausgearbeitet und sich auf den Massenmord politischer Gegner*innen vorbereitet. Ende 2018 wurde öffentlich, dass rechte Polizist*innen als selbsternannter „NSU 2.0“ die bekannte Rechtsanwältin, Seda Başay-Yıldız, bedrohten. Zum Ziel wurde sie, da sie als Nebenklägerin im NSU-Prozess Opfer des Originals vertrat. Auch in anderen Städten wurden Fälle bekannt, in denen sich Polizist*innen faschistischen äußerten und organisierten.

Beispiele aus Geschichte und Jetzt-Zeit zeigen uns also deutlich: Dieser Staat schützt uns nicht vor rechtem Terror!

Die Antifaschistische Aktion aufbauen!

Die reaktionären politischen Kräfte sind heute in einer Offensive. Ihrer Politik richtet sich gegen Migrant*innen, gegen die Rechte der Frauen* und allgemein gegen erkämpfte Errungenschaften der Lohnabhängigen. Auch die vorhandenen bürgerlichen Freiheiten werden mehr und mehr angegriffen. Vor allem mit der Hetze gegen Geflüchtete schafft es die Rechte immer wieder eine große Anzahl an Menschen zu mobilisieren.

Der Aufschwung der Faschist*innen führt jedoch auch dazu, dass sich viele Menschen gegen den Rechtsruck engagieren wollen. Schon vor über 80 Jahren leisteten Menschen wie Sara Ginaite-Rubinson, Rosa Aschenbrenner, Hannie Schaft und Ala Gertner Widerstand gegen die NS-Herrschaft. Mit diesen mutigen Menschen als Vorbilder müssen wir den antifaschistischen Widerstand auch 2019 weiter ausbauen und uns besser organisieren.

Um den Rechten etwas entgegen setzen zu können, müssen wir eine breite antifaschistische Einheitsfront und gemeinsame Strategien gegen Rechts entwickeln. In der Praxis heißt das, auf verschiedenen Ebenen und für möglichst Viele verständlich, den Faschist*innen jeglichen Agitationsraum streitig zu machen, ihre Auftritte nicht ungestört zuzulassen und ihre Positionen öffentlich zu delegitimieren.

Gehen wir es an – Schulter an Schulter – Gegen Krieg und Faschismus!

Warum wir es wichtig finden, Nazis zu blockieren.

Den folgenden Flyer verteilten wir ab Sommer 2016, als Pegida fast wöchentlich in München aufmarschierte.

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Wir stürmen auf die Straße, größtenteils schwarz gekleidet, entrollen Transparente und brüllen Parolen. Dass das nicht immer schön aussieht, wissen wir. Warum machen wir es also?

Uns geht es darum, Pegida zu blockieren. Pegida, die immer noch jeden Montag mit ihren menschenverachtenden Parolen durch München ziehen und gegen Geflüchtete und den Islam hetzen. Wir wollen ihnen nicht die Straße überlassen. Deswegen setzen wir uns vor sie auf den Boden. Damit sie nicht weiterlaufen können. Damit zeigen wir: Rassismus bleibt in München nicht unwidersprochen.

Blockaden sind für uns ein wichtiges Mittel, um die Verbreitung von rechtsradikalen Parolen im öffentlichen Raum einzuschränken. Die Erfahrung zeigt: Nur indem man sie blockiert, kann man Nazis wirksam von der Straße vertreiben. Der ehemals größte regelmäßige Naziaufmarsch Europas in Dresden wurde mehrere Jahre durch Blockaden verhindert und findet in dieser Form heute nicht mehr statt. Wenn Nazis ungestört durch die Straßen laufen können, weil niemand sie aufhält, dann gibt ihnen das ein gutes Gefühl: Sie können sich als Vertreter einer schweigenden Mehrheit fühlen. Das bestärkt sie in ihrem Tun.

Und diese Pegida-Demonstranten sind keine „besorgte Bürger“. Sie sind Neonazis: Mitglieder der rechtsradikalen „Identitären Bewegung“ und der rechtsextremen Hooligan-Gruppe „Brigade Giesing“ sind regelmäßige Gäste auf ihren Aufmärschen. Gegen ein Vorstandmitglied von Pegida München, Heinz Meyer, ermittelt die Generalbundesanwaltschaft seit längerem wegen des Verdachts auf „Bildung einer terroristischen Vereinigung“. Der Grund sind wohl seine engen Kontakte zu Rechtsextremisten der „Wiese-Gruppe“, die 2003 einen Sprengstoffanschlags auf die Grundsteinlegung des Jüdischen Gemeindezentrums in München geplant haben.

Wenn solche Nazis das Gefühl haben, sie würden den Willen einer schweigenden Mehrheit erfüllen, dann ist das gefährlich. Brandgefährlich. Zwei Mitmarschierer der Pegida München sind seit Oktober beschuldigt, Überfälle auf zwei Asylbewerberunterkünfte und ein Studentencafe in Bamberg geplant zu haben. Ohne Widerspruch fühlen sich Nazis in dem bestärkt, was sie in letzter Konsequenz immer tun: Überfallen, brandstiften, morden.

Wenn wir uns vor Pegida setzen, um sie am Laufen zu hindern, dann tun wir das also, um genau das zu verhindern: Dass die Nazis sich stark und bestätigt fühlen – und anfangen, Gewalt auszuüben, gegen Geflüchtete, Migranten, Linke und Andersdenkende.

Warum sind wir so schwarz angezogen?

Dass wir bei unseren Blockadeversuchen zu nicht geringen Teilen schwarz angezogen sind, hat dabei einen einfachen Grund: Selbstschutz. Denn Nazis sind gefährlich. Immer, wenn Pegida München an einer Blockade vorbeiläuft, fangen sie an zu filmen und zu fotografieren. Bei mehreren linken Aktivisten gab es bereits „Hausbesuche“ von Rechtsradikalen. Sie werden bedroht und eingeschüchtert.

Wir wollen nicht, dass die Nazis unsere Namen und Gesichter kennen und damit die Chance bekommen, uns zu bedrohen und heimzusuchen. Deswegen schützen wir unser Gesicht: Mit Transparenten, Sonnenbrillen und einheitlichen Klamotten. Wir wollen mit unseren Outfits also niemanden einschüchtern – wir wollen uns nur selbst schützen.

Warum solltet ihr euch uns anschließen?

Weil Faschismus keine Meinung ist, sondern ein Verbrechen. Faschistische Organisationen und Bewegungen bedeuten eine ganz konkrete Bedrohung für viele Menschen. Laut Bundesregierung gab es allein seit 1990 75 Tote durch rechte Gewalt. Die Amadeu Antonio Stiftung geht von mindestens 178 Todesopfern aus. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich noch viel höher.
Aktuell erleben wir einen gesellschaftlichen Rechtsruck, der sich unter anderem in beinahe täglichen Angriffen auf Geflüchtete äußert (allein 563 Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte im ersten Halbjahr 2016).

Wenn wir das verhindern wollen, können wir uns nicht auf den Staat verlassen. Das hat nicht zuletzt der NSU gezeigt. Im Gegenteil: In vielen Fällen finanzieren Staat und Verfassungsschutz rechtsradikale Bewegungen über V-Mann-Gehälter mit. Gleichzeitig prügelt die Polizei bei Aufmärschen den Nazis den Weg frei. Also müssen wir selbst aktiv werden, wenn wir rechte Gewalt verhindern wollen.

Die verschiedenen Strömungen der Rechten eint, dass sie Abstiegs- und Verlustängste gegen die schwächsten Teile der Gesellschaft kanalisieren wollen. Diese Ängste sind in einem krisenhaften Kapitalismus immer wieder vorhanden und auch berechtigt. Doch wenn wir wirklich etwas verändern wollen, dürfen wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen.

Eine solidarische und freie Gesellschaft können wir nur gemeinsam erkämpfen. Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Völkern, sondern zwischen oben und unten! Wenn wir in unserer Gesellschaft etwas verändern wollen, dann dürfen wir uns nicht spalten lassen: Wir müssen gemeinsam gegen die Spalter vorgehen.

Deshalb:

Kommt auf die Straße! Jetzt und hier!

Kein Fußbreit den Faschisten!

100 Jahre blutige Niederschlagung der Münchner Räterepublik – Nichts und niemand ist vergessen!

Vor 100 Jahren wurde das revolutionäre München von der Reichswehr und ihren faschistischen Hilfstruppen, den Freikorps militärisch erobert. Weit über 1000 Münchner RevolutionärInnen und unbeteiligte ZivilistInnen ließen dabei ihr Leben.
All dies geschah im politischen Auftrag der sozialdemokratischen Reichsregierung um Ebert und Noske bzw. der ins Exil geflohenen bayerischen sozialdemokratischen Führung unter Hoffmann.
Damit wurde der erste Versuch der bayerischen ArbeiterInnenbewegung im Blute ertränkt, eine praktische Konsequenz aus 4 Jahren deutschen imperialistischen
Eroberungskriegs mit Millionen von Toten zu ziehen und eine Welt ohne kapitalistische Ausbeutung und Krieg aufzubauen. Der kurze Frühling der sozialistischen Revolution und der Räterepublik Bayern war beendet.
Die folgende Wiedereinsetzung bürgerlich-kapitalistischer Macht- und Eigentumsverhältnisse und die fanatische Unterdrückung basisdemokratischer und revolutionärer Politik sind die Geburtsstunde der „Ordnungszelle Bayern“ als Wiege des
Nationalsozialismus und einer reaktionären, rechten Politik in Deutschland bis in die Gegenwart.
Wir gedenken der ermordeten RevolutionärInnen von damals. Solange es kapitalistische Ausbeutung, Unterdrückung und imperialistische Kriege gibt, so lange wird es auch einen Kampf dagegen geben.

Kommt zur Gedenkkundgebung am Mittwoch, den 1. Mai um 12.30 Uhr gegenüber dem
Eingang der Residenz (Odeonsplatz), um dies am internationalen Tag derArbeiterInnenbewegung zu zeigen.